Kontext: Das Prostatakarzinom ist eine paradoxe, eine vielseitige und komplexe Erkrankung (Tab. 1). Jahrzehntelange Forschung an Tumorgenese und -biologie, Wachstum und Resistenz des Prostatakarzinoms hat zur Entwicklung neuer Therapieansätze geführt, die mittlerweile für die klinische Erprobung zur Verfügung stehen. Diese Tatsache beinhaltet ein ungewöhnliches Dilemma für Ärzte und Patienten: Es besteht eine Fülle an neuen, viel versprechenden Therapiestrategien. Dieses umfangreiche Angebot an therapeutischen Ansätzen und Medikamenten wirft jedoch zahlreiche neue Fragen auf, die sich zu einer bereits vorhandenen Fülle von unbeantworteten, klinischen Fragen, wie z. B. nach der optimalen Anwendung radikaler Chirurgie, Bestrahlungs- oder Hormontherapie oder nach dem Stellenwert von Chemotherapie als jeweiliges therapeutisches Instrument bei einer Vielzahl von Einsatz- und Kombinationsmöglichkeiten, summieren. Es werden daher dringend neue Paradigmen und Strukturen benötigt, die einerseits den natürlichen Erkrankungsverlauf des Prostatakarzinoms im individuellen Patienten akkurat beschreiben und andererseits das beschriebene Dilemma aufgreifen. Damit soll die Entscheidung erleichtert werden, welcher Patient wann von welchen Behandlungsmöglichkeiten profitiert, um einerseits den tumorspezifischen Tod zu verhindern, ohne andererseits dabei über das Ziel der Tumorkontrolle und der Erhaltung der individuellen Lebensqualität hinauszuschießen.
Weiterlesen ...