2. Weltkrebstag – Neue Medikamente, neue Chancen, neue Herausforderungen

Krebs hat sich in den letzten fünfzehn Jahren vielfach von einer akut bedrohlichen zu einer kurablen oder annähernd, weitgehend oder im Einzelfall de facto chronischen Erkrankung entwickelt. Dennoch verunsichern Kosten-Nutzen-Diskussionen über Präventionsmaßnahmen, Früherkennungsscreenings und neue Therapien Patienten und Angehörige. Anlässlich des 2. Weltkrebstages am 4. Februar 2013 fanden rund um den Globus Aktionen im Kampf gegen Krebs statt. Im Radiokulturhaus Wien wurde vorab ein Informationsabend für Betroffene, Angehörige und Interessierte gestaltet. Als Experten geladen waren die Professoren Gabriela Kornek, Ulrich Jäger, Günther Steger und Paul Sevelda. Es wurde über sinnvolle Vorsorgemaßnahmen diskutiert, über neue Therapien und wichtige Begleitmaßnahmen, um die Sterblichkeit bei Krebs weiter zu reduzieren, die Lebensqualität zu steigern und das Wissen über die Erkrankung bei allen Betroffenen zu erhöhen. Infos unter: www.leben-mit-krebs.at

Krebs in Österreich: Daten und Fakten

Österreich liegt im europäischen Vergleich unter den Top-5-Ländern mit den längsten Überlebensraten bei Krebs1 und ist – neben Frankreich, der Schweiz und den USA – führend in der Anwendung innovativer Krebsmedikamente.2 Krebs ist nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Österreich, jeder vierte stirbt daran. Fortschritte im letzten Jahrzehnt führten zu einer Verbesserung des 5-Jahres-Überlebens in Österreich: 1985 überlebten 4 von 10 Krebspatienten länger als fünf Jahre, 2005 waren es 6 von 10.3 Wesentlich dafür ist nicht zuletzt der frühe Zugang zu innovativen Substanzen. Beispielsweise sind in Österreich ca. 30 % der Brustkrebspatientinnen in klinische Studien eingebunden, was aufgrund der engmaschigen Betreuung per se einen Überlebensvorteil bedeuten kann.4 Mehr Chancen gibt es auch in fortgeschrittenen Tumorstadien (Abb. 1). Haben Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom vor zehn Jahren im Durchschnitt 22 Monate gelebt, so leben diese Patientinnen heute fast dreimal so lang, nämlich 58 Monate.5

 

 

Überschätzte Therapiekosten

Ungeachtet der erzielten Verbesserungen werden die Therapiekosten für Krebspatienten oft deutlich überschätzt. 2009/2010 wurden laut Statistik Austria pro Kopf jährlich durchschnittlich 43 Euro für Krebsmedikamente ausgegeben, jedoch 373 Euro für Alkohol und Tabak. Die Gesundheitsausgaben Österreichs betrugen 2010 gesamt 31,4 Milliarden Euro, jene für Krebsmedikamente 372 Millionen Euro (1,2 %; Abb. 2).6

 

 

Die gesamten Spitalsausgaben Österreichs lagen 2010 bei 13,8 Milliarden Euro, die Ausgaben für Krebsmedikamente im stationären Bereich bei 237 Millionen Euro (1,7 %; Abb. 3).6 Jeder fünfte Behandlungs-Euro in der stationären Krebsmedizin fließt in Krebsmedikamente.6

 

 

Arbeitsausfälle kosten mehr als Medikamente

Laut einer US-Studie aus dem Jahr 2010 ist Krebs die teuerste Krankheit, und zwar nicht aufgrund der Behandlungs-, sondern aufgrund der indirekten wirtschaftlichen Kosten.7 Diese beliefen sich im Jahr 2008 auf weltweit 895 Milliarden US-Dollar – dies entspricht 1,5 % der weltweiten Wirtschaftsleistung. Gerade diese indirekten Kosten, verursacht durch Todesfälle, Fehlzeiten im Beruf oder frühzeitige Pensionierung, werden häufig unterschätzt, machen jedoch bis zu 85 % der Gesamtkosten aus.
Nur 15 % sind direkte Kosten, die v. a. durch Medikamente, Spitalaufenthalte oder Arztbesuche entstehen.

Fazit: Die erzielten Fortschritte sowie die Kostenkalkulationen belegen in aller Deutlichkeit, dass die moderne Krebsmedizin nicht nur für den einzelnen Patienten Vorteile bringt, sondern auch mit einem großen gesamtökonomischen Nutzen verbunden ist.

 

Quelle: Pressefrühstück „Krebs – Neue Medikamente, neue Hoffnung, neue Herausforderungen“, 29. 1. 2013, Wien
1 Lichtenberg FR, Columbia University and National Bureau of Economic Research. In: Jönsson B, Wilking N, A pan-European comparison regarding patient access to cancer drugs, Karolinska Institutet in collaboration with Stockholm School of Economics, Stockholm (Sweden) 2005
2 Jönsson B, Wilking N, A global comparison regarding patient access to cancer drugs. Annals of Oncology 2007; 18(Suppl 3):iii31–iii48
3 Statistik Austria, Stand: 13. 10. 2011
5 Ergebnisoptimierung in der Therapie maligner Erkrankungen durch moderne Behandlungsstrategien: Einfluss auf die Überlebensdauer von PatientInnen mit Krebserkrankungen. Positionspapier der Klinischen Abteilung für Onkologie der Klinik für Innere Medizin I (Leiter: Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski), Allgemeines Krankenhaus, Medizinische Universität Wien, Stand: März 2010
6 Krebsmedikamente in Österreich laut IPF, Durchschnitt 2009/2010, durch entsprechende Bevölkerungszahl laut Statistik Austria. Institut für Pharmaökonomische Forschung 2010
7 The Global Economic Cost of Cancer. American Cancer Society 2010