Familienplanung – was die Urologie dazu beitragen kann

Die Entstehung neuen Lebens ist ein wahrhaftiges Wunder. Zwischen der Befruchtung der Eizelle und der Geburt eines Säuglings liegt ein Weg voller Hindernisse – und doch geschieht das mehrmals jede Minute.

Untersuchung bei unerfülltem Kinderwunsch

Trotzdem bleibt der Kinderwunsch für viele Paare ein unerfüllter Wunschtraum. Nach der Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gilt ein Paar als steril, wenn die Frau innerhalb eines Jahres mit regelmäßigem, ungeschütztem Verkehr nicht schwanger wird. Etwa 8–10 % aller Paare, vor allem in den industrialisierten Ländern, leiden unter dieser Bürde. Die Gründe dafür sind vielfältig und betreffen zu etwa jeweils 30 % entweder die Frau, den Mann oder beide Partner. In circa 10 % der Fälle kann keine Ursache für die ausbleibende Konzeption gefunden werden. Aufgrund dieser Verteilung ist es erforderlich, stets beide Partner zu untersuchen.

Mögliche Ursachen. Neben der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und dem Ultraschall stehen Laboruntersuchungen im Vordergrund. Dabei können die wichtigsten und häufigsten Ursachen der Unfruchtbarkeit des Mannes abgeklärt werden. Denn praktisch allen Ursachen ist die mangelhafte Produktion normaler und gut beweglicher Samenzellen gemeinsam. Eine durchgemachte Mumpsorchitis, Krampfadern am Samenstrang oder ein Maldescensus in der Kindheit können dies ebenso verursachen wie hormonelle Störungen oder genetische Erkrankungen. Ganz häufig finden sich jedoch körperlicher und physischer Stress, zunehmend auch Umweltbelastungen und ein nachlässiger Lebenswandel mit erhöhtem Konsum von Alkohol und Nikotin als Gründe für den unerfüllten Kinderwunsch. Hohe Ansprüche an Konsum und Lebensqualität erfordern es oft, dass beide Partner berufstätig sind, und daher taucht der drängende Kinderwunsch oft erst auf, wenn die Karrierepläne in den Hintergrund treten. Nicht selten findet man auch entzündliche Faktoren, deren Behandlung schließlich zum lang ersehnten Erfolg führt. Deshalb ist die Ursachenerkennung auch beim Mann so wichtig, da sich mit deren gezielter Behebung der Kinderwunsch nicht selten erfüllt.

 

Unerfüllter Kinderwunsch

  • Die Gründe für unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig: etwa 30% betreffen die Frau, 30 % den Mann und 30 % beide Partner. Bei 10 % der Paare kann keine Ursache gefunden werden.
  • Neben genetischen und erworbenen (Mumps, Krampfadern) Ursachen sowie hormonellen Störungen kommen häufig auch Stress, ein erhöhter Konsum von Alkohol und Nikotin sowie zunehmend auch Umweltbelastungen als Gründe für den unerfüllten Kinderwunsch in Betracht.

 

Operative Verhütung: Vasektomie

Am anderen Ende der Familienplanung steht die Verhütung. Sobald der Kinderwunsch abgeschlossen ist, sollte die Verhütung nicht nur Frauensache sein. Auch Männer können ebenso gut dazu beitragen, eine ungezwungene Sexualität zu erleben. Neben der einzigen konservativen Verhütungsmethode für den Mann, nämlich dem Kondom, gibt es vor allem die operative Verhütung, die Unterbindung der Samenleiter. Mit der Vasektomie steht die sicherste Methode aller Verhütungsmethoden für den Mann zur Verfügung. Da das Ziel dieses Eingriffes die endgültige Unfruchtbarkeit des betroffenen Mannes ist, sollte dessen Familienplanung abgeschlossen sein. Späterer Kinderwunsch kann zwar unter Umständen mit mikrochirurgischer Operation oder künstlicher Befruchtung verwirklicht werden, ist aber sehr kostenaufwändig. Unter örtlicher Betäubung wird der Samenleiter durch eine kleine Öffnung am Hodensack freigelegt. Beide Samenleiter werden durchtrennt, beide Enden verödet, unterbunden und zuletzt durch eine Bindegewebeschicht voneinander getrennt wieder an den ursprünglichen Ort zurückverlagert. Grundsätzlich ist die Vasektomie ein risikoarmer Eingriff, der ausschließlich von Urologen durchgeführt wird. Blutungen oder Infektionen sind selten. Örtliche Infektionen können gelegentlich zu einer längeren Nachbehandlungsphase führen, in deren Verlauf Wundreinigung und/oder eine Antibiotikatherapie erforderlich werden können. Das vielfach beschriebene Postvasektomie-Schmerzsyndrom ist eine ausgesprochen seltene Erscheinung und dürft dem neuropathischen Schmerzsyndrom zuzuordnen sein. Obwohl die Ursachen weitgehend im Dunkeln liegen, sind wirksame medikamentöse Behandlungen verfügbar. Nach dem Eingriff können tastbare Narbenknoten zurückbleiben, die aber kaum stören und nur in Ausnahmefällen Beschwerden verursachen. Ganz selten besteht eine unvorhersehbare Unverträglichkeit gegenüber dem Nahtmaterial oder dem Lokalbetäubungsmittel. Selten können Nachblutungen, Wundheilungsstörungen oder die Ausbildung eines Abszesses eine stationäre Nachbehandlung – unter Umständen auch mit einem Zweiteingriff in Narkose – erforderlich machen.

Die Vasektomie ist, wie oben dargestellt, die sicherste Verhütungsmethode für den Mann. Ausdrücklich muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass auch bei kunstgerecht erfolgtem Eingriff Schwangerschaften vorkommen können. Die Schwangerschaftsrate wird in der aktuellen wissenschaftlichen Literatur mit 0,85 pro 1.000 Vasektomien angegeben, was in etwa der Sicherheit einer hormonellen Verhütung bei der Frau entspricht.

Die Ursache für die Verfehlung ist nicht restlos geklärt. Zum einen besteht die sehr seltene Möglichkeit einer trotz sorgfältiger Untersuchung unentdeckten doppelten Ausbildung der Samenleiter. Die erste Samenprobe nach 3 Monaten würde in einem solchen Fall eine größere Anzahl von Spermien enthalten. Anderseits kann es zur spontanen Wiedervereinigung der regelrecht unterbundenen Samenleiterenden kommen. Im zweiten Spermiogramm nach 6 Monaten würde dies aufgedeckt.
Durch die Narbenbildung ist eine Wiedervereinigung später als 6 Monate nach der Vasektomie sehr unwahrscheinlich.

Ejakulatuntersuchung. Im Gegensatz zur Frau ist ein Mann nach der Sterilisation nicht sofort zeugungsunfähig. Monate später können lebensfähige Spermien aus den Samenwegen nach der Operationsstelle bei der Ejakulation ausgestoßen werden. Aus diesem Grund muss die bisher gewohnte Verhütung angewendet werden, bis die Spermaprobe keine Samenfäden mehr enthält. Drei und vier Monate nach dem Eingriff wird das Ejakulat mikroskopisch auf noch vorhandene Samenzellen untersucht (= Spermiogramm). Dieser Untersuchung des Ejakulats nach 3 Monaten sollten mindestens 20 Samenergüsse vorangegangen sein, um die Entleerung der Samendepots (Samenblasen) zu gewährleisten.
Grundsätzlich sollte am Tag nach dem Eingriff körperliche Schonung eingehalten werden, das heißt zu Hause bleiben und ruhen. Alle belastenden Tätigkeiten und Sport sollten für 1–2 Wochen gemieden werden (vor allem Joggen, Radfahren oder Reiten). Von Vorteil ist immer das Tragen von gut sitzenden, jedoch nicht einengenden Unterhosen. Eine Entfernung der Hautfäden ist nicht nötig, die Fäden lösen sich normalerweise innerhalb von 2–3 Wochen selbst auf oder fallen ab. Die Wunden sollten erst nach 3 Tagen mit Wasser in Kontakt kommen. Heiße Bäder dürfen erst nach 1 Woche genommen werden.

Sicherste Verhütungsmethode. Die Vasektomie ist also eine der sichersten Verhütungsmethoden überhaupt und weist, wenn sie von erfahrener Hand erfolgt, kaum Komplikationen auf. Im Gegensatz zu zahlreichen Gerüchten, die immer wieder die Runde unter den ohnedies schon geängstigten Männern machen, sind keinerlei Langzeiteffekte durch diesen Eingriff zu befürchten. Weder leiden Potenz noch Hormonproduktion dadurch. Ganz im Gegenteil haben Studien gezeigt, dass die Sexualität von Paaren, bei denen sich der Mann einer Vasektomie unterzogen hat, unbeschwerter und daher subjektiv angenehmer empfunden wurde als bei vergleichbaren Paaren ohne Vasektomie und mit abgeschlossenem Kinderwunsch. Allerdings kann durch diesen einfachen Eingriff auf die regelmäßige und langfristige Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva verzichtet werden, was für die betroffenen Frauen eine deutliche Entlastung darstellt, negative Langzeitfolgen durch die Vasektomie sind nicht zu befürchten.

 

Vasektomie

  • Die Vasektomie, die Unterbindung der Samenleiter, ist eine der sichersten Verhütungsmethoden.
  • Im Gegensatz zur Frau ist ein Mann nach der Sterilisation nicht sofort zeugungsunfähig.
  • Drei und vier Monate nach dem Eingriff sollte ein Spermiogramm erfolgen.
  • Dieser Untersuchung des Ejakulats sollten mindestens 20 Samenergüsse vorangegangen sein, um die Entleerung der Samenblasen zu gewährleisten.