Chirurgenfortbildung: „Auf den Geschmack gebracht“

Warum engagieren Sie sich für das Thema Fortbildung?

Es ist ein ganz zentrales Thema für Mediziner und wurde zwar in der Vergangenheit nicht vernachlässigt, aber stand doch nicht so sehr im Mittelpunkt wie heute. Der Grund dafür ist einfach: Wir können in puncto Nachwuchs nicht mehr aus dem Vollen schöpfen, daher müssen wir uns bemühen, wieder attraktive Angebote zu schaffen, eine Fortbildung, die junge Leute wieder auf den Geschmack bringt, Chirurgen werden zu wollen. Zudem müssen wir uns mit innovativen Konzepten auf die neuen Verhältnisse, wie das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz oder die neue Ausbildungsordnung, die allesamt beträchtliche und substanzielle Auswirkungen auf die Ausbildung haben, einstellen.

An wen richtet sich Ihr Angebot?

Mein Ziel ist es, eine Plattform für alle in Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie zu etablieren. Moderne, digitale Medien sollen einen interaktiven Informations- und Wissensaustausch ermöglichen. Den Inhalt dieser Plattform bilden Lehr- und Lerninhalte, aber auch sonst Wissenswertes über die Chirurgie, Medizin und das Arbeitsumfeld. Begleitet mit einer Facebook- und Flipboard-Site sollen junge Ärzte kommunizieren und sich auch über Prüfungen, Ausbildungsordnung und ähnliche Themen austauschen können. Aber es gibt hier nicht Schwarz oder Weiß – wir sprechen letztendlich alle an, vom Studenten bis hin zu fertigen Fachärzten, denn im Sinne des lebenslangen Lernens hört die Fortbildung ja nicht auf. Ich selbst komme aus der universitären Lehre und war maßgeblich in Innsbruck und Salzburg an der Entwicklung des Curriculums für Medizinstudenten beteiligt. Auf diese Erfahrung kann ich zurückgreifen.

Warum ist das chirurgische Fach heute nicht mehr so attraktiv?

Die knappen Ressourcen machen die Arbeitsbedingungen in der Chirurgie grundsätzlich nicht lukrativ. Nach einer langen Ausbildungszeit erwarten einen Chirurgen eine anstrengende Tätigkeit, viel Übung und im Verhältnis dazu wenig Lohn. Dazu kommt, dass die jüngere Generation auf die Werte Freizeit und Familie weit mehr Augenmerk legt, als wir das noch zu Beginn unserer Karriere machten.

Machen die knappen Ressourcen es nicht erst recht ­schwierig, überhaupt Zeit für Fortbildung zu finden?

Was die Zeitressourcen betrifft, sehe ich diese sogar begünstigend. Bisher hatten wir 72-Stunden-Arbeitszeiten, jetzt sind es 48, da bleibt viel mehr Zeit, sich der Fortbildung zu widmen, und wer seinen Beruf ernst nimmt, wird diese Zeit auch nützen.

Wo liegen die Themenschwerpunkte?

Prinzipiell ist es die Allgemein- und Viszeralchirurgie mit einem Fokus auf Onkologie, operative Standardverfahren, aber auch interdisziplinäre Themen.

Ihr Bestreben ist es, die Fortbildung auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben. Wie sieht das konkret aus?

Die Fortbildungsseminare werden künftig zu geeigneten Kongressen stattfinden und die ganze Veranstaltung oder auch einzelne Vorträge werden als solche gesondert durch die Fortbildungsakademie gekennzeichnet. Damit wird garantiert, dass State-of-the-Art-Vorträge von ausgewiesenen Experten auf dem jeweiligen Gebiet gehalten werden, wobei deren Inhalte prüfungsrelevant sind. Alle Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie, die in Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie stehen, können diese Veranstaltungen gratis besuchen. Sollte über die Zeiträume Frühjahr, Herbst oder Winter keine geeignete Veranstaltung verfügbar sein, werden die Fortbildungsseminare wie gehabt in Salzburg für alle frei zugänglich geplant werden.
Der zweite Teil ist die Online-Plattform, die junge Mediziner auf Basis ihrer bevorzugten Medienkanäle vernetzten soll. Interaktive Blogs, eine Facebook- und Flipboard-Site sind Teil der Social Media-Aktivitäten.

Wer sorgt für die Vernetzung und Aktualisierung dieser vielen Aktivitäten?

Ich habe die Grundlagen dafür erst einmal geschaffen. Gleich­zeitig konnte ich ein Team von namhaften erfahrenen, aber auch sehr jungen Kollegen gewinnen, womit die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden können. Aber nicht nur das, so wird den pluralistischen Vorstellungen Rechnung getragen, die in der Ausbildung so wichtig sind. Zudem können wir auf das Sekretariat der ÖGC zurückgreifen. Die internationale Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie und die Zusammenarbeit mit dem Berufsverband Österreichischer Chirurgen sind weitere Schritte zur Bewältigung der hoch gesteckten Ziele.

Was wünschen Sie sich für die Weiterentwicklung der Plattform im kommenden Jahr?

Natürlich eine äußerst rege Beteiligung der jungen Ärzte. Wer sich auf der Homepage anmeldet, erhält regelmäßig Zusendungen und ist auch eingeladen, in den Blogs aktiv mitzuarbeiten. Das Angebot wächst mit den Teilnehmern und der Austausch kommt zunehmend in Gang. 100 User im ersten Jahr würden mich sehr freuen!

 

www.fortbildung-chirurgie.at