Resorbierbare Stents – ein Jahr Erfolgsgeschichte

Rauchen, hoher Blutdruck, Diabetes oder fortgeschrittenes ­Alter können zu Gefäßverengungen führen und rund 20.000 Betroffene erhalten jährlich aufgrund einer Artherosklerose einen Stent. Üblicherweise bestehen die Gefäßstützen aus kleinen Gittergerüsten, meist aus Edelmetall-Legierungen oder Kunstfasern, wachsen nach der Implantation in die Gefäßwand ein und bleiben dort ein Leben lang – aber dennoch immer ein Fremdkörper. Im Regelfall hat der Stent seine Funktion als Stütze aber nach wenigen Monaten erfüllt und kann dann auch zu Problemen wie etwa Blutgerinnseln führen.

Störfaktor beseitigt

Seit Jahresanfang ist in Österreich der erste resorbierbare Stent zugelassen, der – so wie auch auflösbares Nahtmaterial – aus Milchsäure-Polymer besteht. Bio-resorbierbare Stents erfüllen die gleiche Aufgabe, wie sie auch bisher erfüllt haben: Sie stützen das Blutgefäß einige Monate lang. Doch dann spielen sie ihre Vorteile aus: Sie werden in einem Zeitraum von zwölf bis 18 Monaten vom Körper in CO2 und Wasser aufgespalten und völlig resorbiert. Zurück bleibt ein strukturell und funktionell normales Herzkranzgefäß. Dabei ist ein stufenweiser Abbau wichtig. Ein zu schneller Abbau würde den läsionsbedingten konstriktiven Gefäßkräften nicht ausreichend widerstehen und somit eine frühe Restenose nicht verhindern. Das zusätzlich aufgebrachte antiproliferative Medikament verhindert eine überschießende neointimale Hyperplasie.
Eine medikamentöse Beschichtung, die ebenfalls in die resorbierbare Polymerschicht eingebunden wird, soll verhindern, dass sich im Bereich der Implantation wieder eine Engstelle bildet. Das Risiko eines Restenosierungsprozesses liegt bei nicht-beschichteten Stents bei rund 20 Prozent, bei sogenannten „drug eluting stents“, deren Oberfläche mit einem entzündungshemmenden Medikament beschichtet ist, bei etwa fünf Prozent.
Zu den weiteren Vorteilen der resorbierbaren Stents zählen die Reduktion der Stent-Thromboserate und die Wiederherstellung der Vasomotion. Chronische Entzündungsreaktionen könnten damit verhindert und die Planung chirurgischer oder interventioneller Re-Interventionen des Zielgefäßes erleichtert werden. Außerdem könnte im zuvor gestenteten Gefäßareal wieder ein aorto-koronarer Bypass angelegt werden. Und auch als Störfaktor bei der nicht-invasiven Bildgebung würde sich der Stent nach seiner Resorption nicht mehr geltend machen.

Sicherheit belegt

Der neu entwickelte Stent hat in der ABSORB-Studie weder kardial bedingte Todesfälle noch erneute Revaskularisationen oder Stent-Thrombosen verzeichnet. Auch die bisherigen Ergebnisse mit einem bio-absorbierbaren Magnesium-Stent bestätigen die Sicherheit des neuen Prinzips. Für eine begrenzte Zahl von Zentren in Europa ist dieser neue Stent bereits verfügbar, derzeit ist der Einsatz allerdings nur mit bestimmten Stent-Größen möglich. Die deutlich erhöhten Kosten dieses absorbierbaren Koronarstents werden gesundheitsökonomische Aspekte mit den Krankenhausträgern aufwerfen, die mit den Fachexperten gelöst werden müssen und können.