Zum Geleit – Mit der Lebenserwartung steigt die Prävalenz altersassoziierter Erkrankungen [Update]

Die Lebenserwartung zeigt in den wohlhabenden Ländern seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg. Damit nimmt der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung zu. In Österreich waren im Jahr 2006 rund 20 % der Einwohner über 60 Jahre alt, bis 2030 ist ein Anstieg auf 30 % prognostiziert. Die demographische Entwicklung geht mit einer Zunahme altersassoziierter Erkrankungen und Funktionseinschränkungen einher. Auch die Prävalenz des Typ-2-Diabetes steigt mit zunehmendem Lebensalter an. Derzeit sind rund zwei Drittel aller Diabetiker über 60 Jahre alt (Cowie et al., Diabetes Care 2006). Diabetes mellitus zählt damit zu den häufigsten Komorbiditäten geriatrischer Patienten. Die überwiegende Diabetesform älterer Patienten ist mit über 90 % der Typ-2-Diabetes, zunehmend ist aber auch die Anzahl der Typ-1-Diabetiker, die ein höheres Lebensalter erreichen.

 

 

 

 

Diabetesassoziierte Spätkomplikationen wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Schlaganfall, neurologische Komplikationen und Tumorerkrankungen führen zu einer Zunahme des Mortalitätsrisikos der betroffenen Patienten. Die NHANES-Studie konnte aufzeigen, dass die Lebenserwartung von Diabetikern in der Altersgruppe der 65- bis 74-jährigen gegenüber gleichaltrigen Nichtdiabetikern um 4 Jahre verringert ist (Gu et al., Diabetes Care 1998). Geriatrische Syndrome, insbesondere ein erhöhtes Risiko für funktionelle und kognitive Einschränkungen, Sturzneigung, Inkontinenz, Malnutrition und „Frailty“, sind bei Diabetikern häufiger als bei Nichtdiabetikern und sollten im Betreuungsplan Berücksichtigung finden.

Aktuelle Konsensus-Empfehlungen der International Association of Gerontology and Geriatrics (IAGG), der European Diabetes Working Party for Older People (EDWPOP) und der International Task Force of Experts in Diabetes nehmen besonderen Bezug auf die Themenbereiche Hypoglykämie, Komorbiditäten, Blutzuckerzielwerte, Patientensicherheit, Schulung und Betreuungsoptionen für ältere Diabetiker (Sinclair et al., J Am Med Dir Assoc 2012).

Die vorliegende – dem geriatrischen Patienten mit Diabetes mellitus gewidmete – Ausgabe des DIABETES FORUM behandelt die klinisch wichtigen Aspekte in der Betreuung geriatrischer Patienten wie die Definition von Zielwerten und medikamentöse Therapieformen, Ernährungsempfehlungen, Sturz- und Frakturprophylaxe, diabetische Augenveränderungen, periphere arterielle Verschlusserkrankung und das diabetische Fußsyndrom, die Demenzerkrankung und nicht zuletzt Gender-Schwerpunkte.

Ich bedanke mich für Ihre Beschäftigung mit dieser überaus wichtigen Thematik und wünsche Ihnen ein anregende Lektüre.

 

ANMERKUNG: In der ursprünglichen Version dieses Beitrags in DIABETES FORUM 4/2012 findet sich eine inkorrekte Darstellung der regionalen Verteilung der Mortalitätsraten aufgrund von Diabetes mellitus in Österreich. Diese ist in obiger Abbildung richtiggestellt.