T-Score und Untersuchungsintervalle

Generell wird ein Osteoporose-Screening für Frauen ab 65 empfohlen und auch erstattet. Wie jedoch als Konsequenz auf die erhobenen Befunde im Weiteren vorgegangen werden soll, dafür liegen kaum Empfehlungen vor. Welche Untersuchungsintervalle zwischen Knochendichtemessungen sollen wir aber unseren älteren Patientinnen empfehlen? Von einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe wurden nun konklusive Daten zu einem evidenzbasierten Osteoporose-Screening erarbeitet.

Material und Methode: In die Studie wurden insgesamt 5.470 Frauen mit einem Lebensalter von 67 Jahren (oder älter) aufgenommen und entsprechend ihrer Knochendichtemessung 3 Gruppen zugeordnet; auswertbar waren 4.957 Frauen:

1.255 Frauen wiesen eine normale Knochendichte auf (T-Score > –1,0) bzw. 1.386 Frauen eine milde Osteopenie (T-Score zw. –1,01 und –1,49)
1.478 Frauen eine mittelschwere Osteopenie (T-Score zw. –1,5 und –1,99)
1.351 Frauen eine schwere Osteopenie (T-Score zw. –2,0 und –2,49).

Bei keiner der Frauen war anamnestisch eine Fraktur des Schenkelhalses oder von Wirbelkörpern zu erheben, keine hatte bislang eine Osteoporosetherapie durchgeführt.
Die Beobachtungszeit betrug insgesamt 16 Jahre, Knochendichtemessungen wurden jeweils 2, 6, 8, 10 und 16 Jahre nach Untersuchungsbeginn vorgenommen.

Primärer Studienendpunkt war die Ermittlung des zeitlichen Intervalls, innerhalb dessen 10 % der Frauen eine Osteoporose (T-Score < –2,5) entwickeln würden.

Studienergebnisse (Tab.): Bei 0,8 % (10 von 1.255) der Patientinnen mit initial normaler Knochendichtemessung war innerhalb des Beobachtungszeitraums eine Osteoporose zu diagnostizieren, bei 4,6 % (64 von 1.386) der Patientinnen mit milder Osteopenie. Bei Patientinnen mit mittelschwerer Osteopenie kam es in 20,9 % (309 von 1.478), bei jenen mit initial schwerer Osteopenie in 62,3 % (841 von 1.351) zum Auftreten einer Osteoporose.
Im Rahmen der Auswertung der Studie wurde ein Densitometrie-Untersuchungsintervall bei Frauen mit normaler Knochendichte bzw. milder Osteopenie von etwa 16 Jahren errechnet, bei Patientinnen mit mittelschwerer Osteopenie ein solches von 4,6 Jahren, bei Frauen mit schwerer Osteopenie von einem Jahr.

 

 

Empfehlung: Als Ergebnis der Studie wird von den Autoren bei Frauen mit Normalbefund bzw. milder Osteopenie eine Wiederholung der Knochendichtemessung nach einem zeitlichen Intervall von 10–15 Jahren empfohlen und bei Frauen mit mittelschwerer Osteopenie ein Intervall von 3–5 Jahren; bei schwerer Osteopenie sollte die Knochendichtemessung jährlich durchgeführt werden.
Wie zu erwarten, nahm mit zunehmendem Lebensalter das Zeitintervall bis zur Entwicklung einer Osteoporose ab, so dass von den Autoren bei Frauen mit moderater Osteopenie und einem Lebensalter von 85 Lj. (und älter) eine Verkürzung des Untersuchungsintervalls von 5 auf 3 Jahre empfohlen wird.

Nachsatz zum Einfluss einer HRT: Als Nebenergebnis zeigte die Studie, dass Frauen mit aktueller Hormonsubstitution (HRT) deutlich bessere Knochendichtewerte aufwiesen als jene, die entweder niemals eine HRT vorgenommen oder diese schon vor längerer Zeit beendet hatten. Tatsächlich wies also auch diese Studie darauf hin, dass eine postmenopausal durchgeführte HRT geeignet ist, die Entwicklung einer Osteoporose zu verhindern, es allerdings nach Beendigung der HRT zum Knochendichteverlust kommt.

 

* Gourlay M. L. et al., N Engl J Med 2012; 366:225-33