EAU 2019 Rekonstruktion/Trauma Tag 4

Dr. Mario Pones

Langzeiteffekt der Blasenaugmentation auf die Nierenfunktion

Frost A et al., London, UK, Abstract #933

In dieser retrospektiven Single-Center + Single Surgeon Analyse von 176 Patienten mit Ileozystoplastiken (134), Cäcozystoplastiken (27) und Colozystoplastiken (8) aufgrund von neurogenen Ursachen zeigte sich im follow-Up von 30 Jahren eine Abnahme der Nierenfunktion um 22.8ml/min entsprechend der physiologischen Abnahme der Nierenfunktion von 0.75ml/min/Jahr bei Gesunden. Der größte Abfall der eGFR zeigte sich bei erworbenen Blasenfunktionsstörungen (34ml/min), in der Altersgruppe 40-59 Jahre (29.3ml/min) und bei Colocystoplastiken (31ml/min). Eine Nierentransplantation benötigten lediglich 1.8% der Patienten. Schlussfolgend spielen die präoperative Nierenfunktion, Alter des Patienten und Ätiologie in der Beratung der Patienten bezüglich der Auswahl der Blasenaugmentationstechnik eine wesentliche Rolle.

Innovation: ★    Datenqualität: ★★   Praxisrelevanz: ★★


Retrosigmoid Ileum-Conduit ohne Transposition des linken Ureters reduziert Risiko für uretero-ileale Anastomosestrikturen nach radikaler Zystektomie

Ficarra V et al., Udine, Italien, Abstract #939

In dieser prospektiven Studie an 63 Patienten mit radikaler Zystektomie zeigten sich bei einem medianen follow-Up von 17 Monaten mit dieser Technik keine uretero-ilealen Strikturen, Leaks oder Fisteln. Weitere Studien mit größerer Patientenzahl und längerem Follow-Up sind nötig, um diese ersten guten Ergebnisse zu bestätigen.

Innovation: ★★    Datenqualität: ★★    Praxisrelevanz: ★★


Rolle des präoperativ durchgeführten MRT bei Verdacht auf Penisfraktur

Sokolakis I et al., Würzburg, Deutschland, Abstract #1152

In dieser Studie wurden die Ergebnisse des präoperativ durchgeführten MRT bei 28 Patienten mit Verdacht auf Penisfraktur mit den intraoperativen Befunden bei subcoronalen zirkumferentem Degloving verglichen. Bezüglich einer Tunica-Ruptur zeigte das MRT gute Ergebnisse (Sensitivität 100%, Spezifizität: 77.8%, PPV: 90.5% NPV: 100% und  positive Likelihood Ratio [LR+]: 4.5) bei andererseits geringer Genauigkeit in der Identifikation begleitender Harnröhrenverletzungen (Sensitivität 60%, Spezifizität: 78.3%, PPV: 37.5%, NPV: 90% und LR+: 2.76). Das Gesamtübereinstimmen des MRT mit intra-operativen Befunden ergab: PPV  68.2%, NPV 83.3%, Sensitivität 93.8% und Spezifizität 41.7% mit einer LR+ von 1.62 und LR- von 0.15.  Eine alleinige MRT ist in der Diagnostik einer Penisfraktur oder einer begleitenden Harnröhrenverletzung daher kein ausreichender Ersatz für die klinische Beurteilung und sollte nicht zur Verzögerung der chirurgischen Exploration in unklaren Fällen führen.

Innovation: ★    Datenqualität: ★★    Praxisrelevanz: ★★


TRAUMAFUF-Studie: Inzidenz und prädiktive Faktoren für ein Pseudoaneurysma nach Nierentrauma

Pradere B et al., Tours, Frankreich, Abstract #1149

In dieser retrospektiven Analyse von 1.236 Patienten mit Nierentrauma entwickelten lediglich 2.8% (31) Patienten ein Pseudoaneurysma.  Das mittlere Alter der Patienten betrug 33 Jahre und mehr als 75% der Patienten zeigten einen AAST-Score > 3 und eine Makrohämaturie bei Eintreffen im Krankenhaus. Ein Drittel zeigte im initialen CT eine aktive Blutung oder ein begleitendes Urinom. Patienten mit Pseudoaneurysma hatten signifikant mehr aktive Blutungen (p=0.01) und wurden früher invasiv behandelt (p<0.001). In der logistischen Regressionsanalyse waren ein höherer AAST-Score (AAST 3 – 5: OR=3; 95%CI 1.1 – 10.7; p=0.04) und männliches Geschlecht (OR=7; 95%CI 1.5 – 125,9; p=0.009) prädiktive Faktoren für ein Pseudoaneurysma.

Innovation: ★    Datenqualität: ★    Praxisrelevanz: ★