Klimafitness fürs Gesundheitswesen

PHARMAustria: Sie arbeiten an einer Strategie für ein klimaneutrales Gesundheitswesen. Wo stehen wir aktuell?

Mag.a Dr.in Ruperta Lichtenecker: ­Österreich forciert über alle Sektoren hinweg die Rahmenbedingungen und Strukturen für die nachhaltige Transformation. Das österreichische Regierungsprogramm 2020–2024 sieht Maßnahmen zur Klimaneutralität bis 2040 und die hundertprozentige Deckung des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien bis 2030 vor. In den „Gesundheitszielen Österreich“ sind Themen wie die Sicherung von Lebensräumen für künftige Generationen, gesunde Ernährung oder gesundheitliche Chancengerechtigkeit enthalten. Ich denke, dass der Gesundheitssektor eine zentrale Vorbildrolle im Umgang mit der Klimakrise und seinen Folgen hat und wir uns auf den Schutz und die Stärkung der individuellen Gesundheit und der Bevölkerungsgesundheit fokussieren müssen.

Was ist das Ziel der Strategie?

Wir entwickeln die Grundlagen, wie das Gesundheitswesen als Gesamtes und die erforderlichen Gesundheitsleistungen im Einzelnen klimafreundlich erbracht werden können. Dazu braucht es eine umfassende Analyse und Definition der Rahmenbedingungen sowie die Erarbeitung von Handlungsfeldern und Handlungsoptionen zur strukturellen Verankerung von Klimaschutz im Gesundheitswesen. Die Strategie wurde bei der Enquete „Strategie klimaneutrales Gesundheitswesen“ von Johannes Rauch, Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, präsentiert. Mit dieser Strategie ist Österreich international Vorbild und Vorreiter.

Wie soll die Strategie umgesetzt werden?

Damit das alles von der Theorie in die Praxis kommt, müssen relevante Akteur:innen und Expert:innen kooperieren, sich vernetzen und bei der Umsetzung unterstützt werden. Aktuell sind wir mit mehreren innovativen Projekten bereits in der praktischen Umsetzung. Wir haben dazu drei wichtige Säulen:

  • Im Zuge der „Beratung klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ erhalten teilnehmende Gesundheitseinrichtungen kostenlose Beratung und Unterstützung durch Expert:innen bei der Identifikation von Verbesserungspotenzialen im Rahmen eines Klimaaktionsplans und werden bei der Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen begleitet. Es nehmen bereits 321 Gesundheitseinrichtungen – davon 77 Krankenanstalten – an diesem Projekt teil.
  • Im Herbst 2023 startete erstmals der von uns entwickelte Lehrgang „Klima-Manager:innen in Gesundheitseinrichtungen“. Das Interesse war enorm. In zehn Modulen werden alle klimarelevanten Handlungsfelder sowie Kompetenzen zu Datenerhebung und Monitoring, Projekt- und Prozessmanagement, Klimakommunikation und Öffentlichkeitsarbeit sowie Förderungen vermittelt. Die ersten 38 Absolvent:innen haben den Lehrgang bereits erfolgreich abgeschlossen.
  • Im letzten Jahr haben wir den Best-Practice-Award für klimafitte Gesundheitseinrichtungen ausgeschrieben und 62 Bewerbungen – vom großen Spital bis zur kleinen Ordination – erhalten. Bundeminister Rauch hat 18 vorbildliche Gesundheitseinrichtungen ausgezeichnet.
Was sind die nächsten konkreten Schritte?

Demnächst wird die Plattform „Pioniere der guten Praxis in den Gesundheitseinrichtungen“ online gehen, um den Wissenstransfer zu beschleunigen und spannende Projekte für alle Interessierten öffentlich zu machen. Das ist auch ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Vernetzung, Kooperation und Austausch. Zudem arbeiten wir an den zentralen Themen, wie die Gemeinschaftsverpflegung in den Gesundheitseinrichtungen möglichst klimafreundlich wird und wie Rettungsorganisationen bestmöglich klimafit werden.

Vielen Dank für das Gespräch!