Therapieentscheidende Verlängerung der Remissionsdauer durch Rituximab – Erhaltungstherapie beim Mantelzell-Lymphom

Die Mehrzahl der Patienten mit Mantelzell-Lymphom ist aufgrund von Alter und Komorbiditäten nicht für intensive Therapiekonzepte mit Cytarabin bzw. Hochdosistherapie und Stammzelltransplantation geeignet. Mit alleiniger Immun-Chemotherapie ist die Aussicht auf längeres progressionsfreies Überleben begrenzt, und die mediane Überlebenszeit bewegte sich im Bereich von 3 bis 5 Jahren. Vor diesem Hintergrund stellte sich die Gruppe des European Mantle Cell Lymphoma Network die Frage, ob durch eine Rituximab-Erhaltungstherapie die Remissionsdauer und das Überleben von älteren Patienten mit Mantelzell-Lymphom verbessert werden kann.

Studiendesign: Patienten mit neudiagnostiziertem Mantelzell-Lymphom im Stadium II–IV und einem Alter > 60 Jahre wurden zunächst zwischen R-CHOP (8 Zyklen zu je 3 Wochen) und R-FC (6 Zyklen zu je 4 Wochen) randomisiert. Alle Patienten mit zumindest einer PR auf die Induktionstherapie wurden weiters zwischen Interferon-alpha und Rituximab (alle 2 Monate bis zur Progression) randomisiert. 310 Patienten wurden dieser zweiten Randomisierung unterzogen, 158 Patienten wurden dem Arm mit Interferon- alpha, 152 Patienten dem Arm mit Rituximab zugeordnet (120 bzw. 128 Patienten auswertbar).

Ergebnisse: Das mediane Alter der Patienten lag bei 70 Jahren, und mehr als 90 % hatten ein intermediäres oder hohes Risiko anhand des MIPI (mantle cell lymphoma international prognostic index). Abb. 1 zeigt die mediane Remissionsdauer ab der zweiten Randomisierung (nach Induktionstherapie), welche mit Rituximab-Erhaltung 77 Monate betrug, mit Interferon-alpha hingegen nur 26 Monate (p = 0,0004). Dieser remissionsverlängernde Effekt von Rituximab war vor allem bei R-CHOP-Vorbehandlung zu beobachten.
Hinsichtlich des Gesamtüberlebens zeigt sich bislang ein deutlicher Trend zugunsten der Patienten im Behandlungsarm mit Rituximab, wenn auch derzeit noch nicht mit statistischer Signifikanz (4-Jahres-Überleben von 77 % mit Rituximab vs. 62 % mit Inter – feron; p = 0,17). Die besten Daten hinsichtlich der Überlebenszeit fanden sich bei Patienten mit R-CHOP-Induktionstherapie, gefolgt von Rituximab-Erhaltung: Dabei wurde das mediane Überleben noch nicht erreicht, die projizierte Überlebensrate nach 72 Monaten lag bei ca. 80 %. R-CHOP, gefolgt von Interferon-Erhaltung, ergab eine mediane Überlebenszeit von 64 Monaten (Abb. 2).
Toxizitätsdaten weisen auf eine bessere Verträglichkeit von Rituximab gegenüber Interferon-alpha hin (weniger Hämatotoxizität, geringere Rate an ZNSNebenwirkungen sowie deutlich weniger Fatigue-Symptomatik). Auch bei der Rate an Therapieabbrüchen, die nicht durch ein Lymphomrezidiv bedingt war, zeigte sich Interferon dem Rituximab signifikant unterlegen (80 % vs. 34 %; p < 0,001).

Schlussfolgerung: Aufgrund dieser Daten, die eine Verdoppelung der Remissionsdauer bei Patienten mit Ansprechen auf die Induktionstherapie zeigen, kann die Rituximab-Erhaltungstherapie als neuer Standard bei Patienten mit Mantelzell- Lymphom angesehen werden.