Gesundheitskompetenz stärken!

Markus Zimmer, Geschäftsführer von BuzzValue – New Media Research, ist davon überzeugt, dass Gesundheitskompetenz über Social Media gestärkt werden könnte: „Gesundheitsthemen sind auf Social Media bereits umfangreich präsent, u.a. auch auf TikTok. Denn neben Spaßvideos geht es auch auf TikTok zunehmend um Bildung. Nicht umsonst haben Qualitätsmedien wie ORF und ,Der Standard‘ große TikTok-Accounts.“ Er hält es für wichtig, dass es ein Gegengewicht zu den zahlreichen Fake News und unwissenschaftlichen Informationen auf Facebook, Instagram & Co gibt, damit auch seriöse, wissenschaftlich basierte Gesundheitsinformation in den sozialen Netzwerken stattfindet.

Zuerst Medienkompetenz aufbauen

Mag. Wolfgang Kühnelt, Institut für Journalismus und Digitale Medien, FH JOANNEUM in Graz, hält eine Stärkung der Health Literacy über Social Media nur für möglich, wenn Media Literacy vorhanden ist: „Media Literacy ist die notwendige Basis für Health Literacy, und an der mangelt es bei uns. Das ist im asiatischen Raum anders, daher hat dort die Corona-Kommunikation über Social Media sehr gut funktioniert. Bei uns müsste man die Media Literacy über Schulen sowie bei den Lehrer:innen und Eltern erst stärken.“ Wenn keine Media Literacy vorhanden ist, nutzt laut Kühnelt auch die beste Gesundheitskommunikation über Social Media nichts: „Denn ohne Medienkompetenz wissen die Nutzer:innen nicht, wie man Expert:innen, Informationen etc. überprüft. Und dann passiert das, was während Corona passiert ist: Namhaften Expert:innen wird nicht vertraut, selbst ernannte Expert:innen erhalten hingegen Zuspruch etc. Der Gesundheitskompetenz ist das dann abträglich, statt sie zu stärken …“

Samira Mousa, Gesundheitsinfluencerin, ist diesbezüglich ganz seiner Meinung: „Social Media können die Gesundheitskompetenz stärken, aber zuerst müsste die Medienkompetenz und hier nochmals speziell die Social-Media-Kompetenz gestärkt werden. Denn es ist für viele User:innen oftmals nicht ersichtlich, ob die Informationen, die sie auf Social Media – und generell im Internet – präsentiert bekommen, aus einer seriösen Quelle stammen.“

Grundsätzlich hält Mousa eine Steigerung der Gesundheitskompetenz gerade im Hinblick auf die Zukunft für sehr bedeutsam: „Die Menschen brauchen die Befähigung, sich selbst aktiv um ihre Gesundheit kümmern zu können. Damit sie dies leisten können, brauchen sie die entsprechenden Informationen. Diese suchen und finden gerade Jüngere zu einem großen Teil über Social Media.“ Daher hält es Mousa für unerlässlich, dass sich Menschen und Unternehmen auf Social Media eine gute Reputation aufbauen, um als seriöse und vertrauenswürdige Quelle wahrgenommen zu werden.

Dies sieht Dr.in Tandis Parvizi, Neurologin an der Universitätsklinik für Neurologie, MedUni Wien, genauso: „Immer mehr Menschen nutzen Social Media, um nach Informationen zu suchen, und dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Umso wichtiger ist es, dass sie hier fachlich korrekte, wissenschaftlich fundierte und objektive Informationen finden. Gerade auch zu den Bereichen Prävention und Früherkennung könnten Social Media viel beitragen, das wäre auch gesundheitspolitisch von großer Bedeutung!“ Parvizi wünscht sich für solche Gesundheitsinformationen zentrale Internet-/Social-­Media-Seiten, die diese Inhalte produzieren und anbieten, z.B. eine Stelle des Gesundheitsministeriums. „Das wäre in meinen Augen eine wichtige Aufgabe für die Politik. Denn ganz ohne Social Media wird Gesundheitskommunikation in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr stattfinden“, betont sie.