Die Rolle der kardialen Bildgebung in den aktuellen Leitlinien: Was gibt es Neues?

 
Prof. Dr. Senta Graf

Knuuti J., Turku, FI; Abstract # 5864
Bucciarelli-Ducci C., Bristol, GB; Abstract # 5865
Popescu B. A., Bukarest, RO; Abstract # 5866
Delgado V., Leiden, NL; Abstract # 5867

 
Eine interessante Übersichtsvorlesung fasste die neuen Aspekte in der kardialen Bildgebung bezogen auf die aktuellen ESC-Guidelines zusammen:
 
Chronisches koronares Syndrom
Knuuti J. brachte eine Zusammenfassung der neuen ESC-Guidelines zum Thema chronisches koronares Syndrom (vormals chronische koronare Herzkrankheit). Bereits die Änderung der Bezeichnung soll die Summation der verschiedenen klinischen Bilder dem akuten koronaren Syndrom gegenüberstellen. Im Wesentlichen sind folgende wichtige Neuerungen hervorzuheben: die Ergometrie soll hauptsächlich zur Verlaufskontrolle, nicht aber zur Primärdiagnose KHK herangezogen werden. Die klinische Vortestwahrscheinlichkteit, die auch klinische Parameter wie das EKG, ECHO und Calcium-Score sowie die kardialen Risikofaktoren miteinbezieht, soll den Diagnoseweg bestimmen.
 
Akutes koronares Syndrom
Bucciarelli-Ducci C. hob den Stellenwert der kardialen Bildgebung beim akuten koronaren Syndrom hervorgehoben. Neben dem ECHO, das im akuten Stadium bei hämodynamischer Instabilität und jedenfalls vor Entlassung nach ACS sowie bei einer EF < 40 % nach 6-12 Wochen zur Indikation eines ICD´s empfohlen wird, soll das MR einerseits zur Differenzierung von akutem Myokardinfarkt zur Myokarditis eingesetzt werden. Beim Myokardinfarkt ist das MR weiters – wenn möglich – bei schlechter Schallqualität als Alternative zum ECHO heranzuziehen. Auch steht das MR zur Diagnosestellung eines MINOCA (Myokardinfarkt ohne koronare Obstruktion, also die kleinen Gefäße betreffend) als einziges Bildgebungsverfahren zur Verfügung.
 
Klappenerkrankungen
Popescu B. A. nahm zu den Klappenerkrankungen Stellung: die CT hat zur Quantifizierung des Klappenkalks und der Verkalkungen der Aorta (Porzellanaorta?) bei der Aortenklappenstenose an Bedeutung gewonnen. Weiters ist der GLS (ECHO) und das MRT zur Evaluierung der LVF als Entscheidungskriterium für den richtigen OP-Zeitpunkt relevant. Zusätzlich ist das MRT in diesem Zusammenhang für die Detektion von Narbengewebe von Relevanz, da dies die Prognose negativ beeinflusst.
Bei der Mitralinsuffizienz wird der Stellenwert des 3D-ECHOS zur genauen Evaluierung des MI-Mechanismus und der Repair-Möglichkeit der Klappe hervorgehoben.
 
Herzinsuffizienz
Bei der Herzinsuffizenz zeigt Delgado V. neben dem ECHO und der zunehmenden Bedeutung von Strain auch den Stellenwert der MRT auf. Einerseits dient das MR der diagnostischen Aufarbeitung der Ursache der reduzierten Linksventrikelfunktion, wobei hier auch die Bedeutung von T1- und T2-Mapping betont wird. Andererseits dient es der Risikostratifizierung: die Fibrose/Narbe ist ein besserer prognostischer Parameter als die EF. Dies soll zur Indikationsstellung einer ICD-Implantation mit herangezogen werden.