New Way of Working in der Pharmabranche

PHARMAustria: Welche Aspekte sind für ein modernes und erfolgreiches Arbeitsumfeld unerlässlich?

Dr. Fritz Gamerith: Ein angemessenes Gehalt ist immer noch eine wichtige Grundvoraussetzung. Dazu kommt, dass man sich im Team und im Unternehmen wohlfühlt. Menschen wollen sich einbringen können! Das sehen wir beispielsweise bei unserer Corporate-Influencer-Initiative auf LinkedIn, bei der 20% unserer Mitarbeiter:innen mitmachen. Das hat auch positive Auswirkungen auf die Mitarbeiterzufriedenheit: Bei uns kann jede:r aktiv etwas im Unternehmen bewirken und das auch nach außen tragen. Das Projekt läuft jetzt seit zweieinhalb Jahren und ständig werden neue Mitarbeiter.innen aktiv.
Anita Widmann: Unsere New-Work-Initi­ative basiert auf einem „Activity-based Working“-Ansatz und bietet flexibles und mobiles Arbeiten. Wir verfolgen damit das Ziel, dass Mitarbeiter:innen einen für sie sinnvollen Arbeitsplatz frei wählen können – außerhalb oder innerhalb des Büros –, der sie bei ihrer Aufgabe individuell unterstützt. Zwischen 6 und 22 Uhr kann man sich bei Sanofi die Arbeit frei einteilen, wo auch immer man möchte. Grundvoraussetzung dieses Ansatzes ist Vertrauen! Diese immer freiere und eigenverantwortliche Gestaltung von Arbeit wird in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen. Nicht nur bei Sanofi, sondern generell. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen werden sich ändern, davon bin ich überzeugt. Zudem ist das Thema Gesundheit in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt, gerade die mentale Gesundheit der Mitarbeiter:innen. Unternehmen tun gut daran, hier entsprechende Angebote zur Verfügung zu stellen.

Wie sieht die Homeoffice-Regelung in Ihrem Unternehmen aus?

Gamerith: Wir bieten zwei Tage Homeoffice in der Woche an. Es können aber auch individuelle Regelungen getroffen werden, wenn das jemand möchte und dies mit seiner Tätigkeit vereinbar ist. Beim Homeof­fice sollte man aber nicht vergessen, dass es zwar ein wichtiges Tool für die Mitarbeiterzufriedenheit ist, aber nicht das allein selig machende. Es muss zudem auch zur jeweiligen Tätigkeit und zur Persönlichkeit passen. Und ganz wichtig: Persönliche Treffen sind immer und für alle wichtig. Denn die Kreativität beispielsweise leidet schon sehr, wenn man sich nur noch online begegnet …
Widmann: Wir gehen mit unserem Mo­bile-Working-Angebot über das Homeoffice hinaus. Bei uns kann jede:r Mitarbeitende selbst entscheiden, was für die eigene Tätigkeit das passende Arbeitsumfeld ist, und hat dabei die Freiheit, von jedem Ort in Österreich aus zu arbeiten. Für die Zukunft möchten wir das auch aufs Ausland ausweiten, aber hierfür sind spezielle rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten. Das Büro fungiert für unsere Mitarbeiter:innen als Meeting Point, in dem man sich zu Besprechungen treffen kann. Zudem ist mittels Desk Sharing eine individuelle Nutzung der dort verfügbaren Arbeitsplätze möglich.

Welchen Führungsstil pflegen Sie?

Gamerith: Es ist wichtig, dass Führungskräfte individuell auf die Mitarbeiter:innen eingehen. Dabei spielen z.B. folgende Aspekte eine Rolle: Hat jemand Kinder, steht jemand kurz vor der Pension oder am Beginn seiner Karriere etc. Es geht im Grunde um die Frage, wie man die Lebenssituation des bzw. der Einzelnen im Unternehmen berücksichtigen kann. Das betrifft natürlich auch Arbeitszeit und Arbeitsort.
Widmann: Wir folgen ebenfalls dem Ansatz, was Mitarbeitende in ihrer jeweiligen Lebensphase benötigen. Ein heutiger Führungsstil berücksichtigt auch, was jemand braucht, um sich neben der Arbeit erfüllt zu fühlen. Das ist individuell sehr unterschiedlich. Daneben sind natürlich auch die Teaminteressen von Bedeutung. Führung muss daher generell empathischer sein als früher. Es wird in Zukunft zudem immer mehr darum gehen, Mitarbeiter:innen in Entscheidungen einzubinden.
Übrigens funktionieren auch Führungspositionen mit Teilzeitkräften! Dass man seine Arbeitszeit reduziert – aus Familien- oder anderen Gründen –, schmälert ja nicht die Kompetenz! Es ist nur die Frage, wie man seine Tätigkeit organisiert!

Ihr Fazit?

Gamerith: Wenn man gute Mitarbeiter:innen will, muss man sich um sie kümmern und sie teilhaben lassen. Junge Talente können sich ihre Jobs aussuchen, daher muss man sie fürs Unternehmen begeistern.
Widmann: Es geht bei Arbeit immer mehr um „Meaning“, also um die Bedeutung, um einen Sinn. Ist das vorhanden, steigen die persönliche Zufriedenheit und die Identifikation mit dem Unternehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!