Focus: Hepatobiliäre Karzinome – Vorwort

Sehr geehrte KollegInnen!

Der Focus dieser Ausgabe ist den primären hepatobiliären Karzinomen als in Österreich noch relativ seltenen Tumorentitäten gewidmet. Betrachtet man jedoch die PatientInnen mit chronischen Lebererkrankungen als die relevante Risikogruppe vor allem für das hepatozelluläre Karzinom, so stellt diese Tumorentität die häufigste Todesursache dar, was in geringerem Ausmaß auch für das cholangiozelluläre Karzinom gilt. Berücksichtigt man auch noch das rasante Ansteigen metabolischer Risikofaktoren für das hepatozelluläre Karzinom wie Adipositas und Diabetes, wird klar, dass wir es hier – trotz rezenter Durchbrüche in der Elimination viraler Risikofaktoren – mit einem im Vergleich zu den meisten anderen Malignomen quantitativ weiterhin stark im Zunehmen begriffenen Krankheitsbild zu tun haben. Wegen der zugrunde liegenden chronischen Hepatopathie wurden die primären Leberkarzinome auch traditionell vorrangig von der Hepatologie betreut: einerseits, weil das Management der chronischen Lebererkrankung integraler Bestandteil dieser Malignome ist, und andererseits, weil diese Patienten bereits in hepatologischer Betreuung stehen. Heute stellen diese Malignome den Prototyp interdisziplinär zu behandelnder Tumoren dar, in welche alle relevanten Spezialdisziplinen, vom betreuenden Organfach über die diagnostischen Fächer bis hin zur Chirurgie und Nuklearmedizin, entscheidend involviert sind. Es handelt sich nicht zuletzt auch aus diesem Grund um Malignome, deren Standardtherapie, die von der Resektion über die Transplantation bis hin zur internen Radioembolisation reicht, nur an weniger spezialisierten Zentren in Österreich angeboten werden kann. Gerade in der Chirurgie werden hier höchste Anforderungen im Sinne einer Zentrumschirurgie mit hohem Fallvolumen gestellt.
Diese Zusammenstellung soll einerseits die aktuellen Entwicklungen im Bereich der hepatobiliären Karzinome darstellen, andererseits einen Überblick über die stadiengerechte Therapie, deren multidisziplinäre Herausforderungen und das aktuelle therapeutische Angebot geben.
Wir hoffen, Ihnen ein interessantes Update zu diesem wichtigen Thema präsentieren zu können!