Diabetologie II

Es hat sich in den letzten zehn Jahren extrem viel getan. Beispielsweise haben wir Medikamente anders bewertet, wie z.B. die Glitazone. Rosiglitazon wurde vom Markt genommen, Pioglitazon hat zwar noch seinen Stellenwert, aber nach diesen Glitazonen, die sehr lange Zeit die wirkliche Neuerung waren, kam in den letzten zehn Jahren vor allem das Inkretinsystem ins Spiel. Sprich: GLP-1-Mimetika bzw. DPP-4-Inhibitoren. Sie stellen einen wirklichen Fortschritt dar, weil sie erstens einen völlig neuen Ansatzpunkt – das Inkretinsystem – haben und weil es zweitens scheint, dass das Hauptinkretin, das Glucagon-like Peptide 1, das erhöht oder mit der Nahrung zugeführt wird, sicher auch Wirkungen jenseits der Blutzuckersenkung hat. Hier ist sicherlich auch hervorzuheben, dass die Inkretinmimetika auch zu einer Reduktion des Körpergewichts, des Blutdrucks und der Blutfette führen und beginnen, soweit man sieht, ein fixer Bestandteil in der Therapie des Typ-2-Diabetes zu werden. Limitiert ist die Verwendung in Österreich nur durch die unglückliche Erstattungssituation, da genau diese effizienten Medikamente nicht erstattet werden. Damit sind wir in Europa fast alleine, nur Polen und ein paar Balkanländer vergüten diese auch nicht. Überall sonst in Europa wird diese Klasse erstattet.

Die DPP-4-Hemmer, also orale Medikamente, haben sich weitestgehend durchgesetzt, verdrängen die Sulfonylharnstoffe und haben den Vorteil, dass sie sehr gut verträglich sind und keine Hypos verursachen. Hier erwarten wir uns unter Umständen günstige kardiovaskuläre Daten. Das Inkretinsystem ist also ganz sicher die Hauptinnovation der letzten Jahre.

Zukunftsausblick

Wir stehen kurz vor der Zulassung für SGLT-2-Inhibitoren. Das sind Medikamente, die die Zuckerausscheidung im Harn verstärken – mit der kleinen Einschränkung, dass sie vielleicht für vermehrte Urogenitalinfektionen vor allem bei Frauen verantwortlich sein könnten. Aber das sind Medikamente, die genauso gut wie andere wirken, jedoch in Kombination mit jedem anderen Medikament gegeben werden können, weil sie auf einem völlig neuen Mechanismus basieren, der von den anderen Medikamentengruppen nicht ausgenutzt wird.

Wir können auch auf dem Gebiet der Insuline mit Innovationen rechnen. Es wird Insuline geben, die besonders lange wirken, also eine hohe Stabilität aufweisen und gleichzeitig weniger Hypoglykämien bewirken als die derzeit vorhandenen Insuline oder Insu-linanaloga.