Digitale Gesundheitskompetenz in Europa: WHO sieht noch Handlungsbedarf

In einem aktuellen Bericht kritisiert das WHO-Regionalbüro für Europa den zum Teil mangelhaften Zugang zu den Benefits der Digitalisierung sowie oftmals fehlende Maßnahmen gegen weit verbreitete Kompetenzdefizite.

Es ist eine traurige Ironie, dass gerade jene Bevölkerungsteile mit eingeschränkten oder fehlenden digitalen Skills am meisten von den modernen Gesundheitstechnologien profitieren würden“, sagte Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, bei der Präsentation des aktuellen Berichtes seiner Behörde. Zwar verfüge die überwiegende Mehrheit der Länder (44) in dieser Region über eine nationale digitale Gesundheitsstrategie, und alle 53 Mitgliedstaaten hätten gesetzliche Maßnahmen im Bereich des Datenschutzes gesetzt, aber es gebe eben auch gravierende Mängel. So hätten lediglich 19 Länder konkrete Rahmenbedingungen für die Evaluation von digitalen Gesundheitsinterventionen in Hinblick auf deren Sicherheit und Wirksamkeit entwickelt.

Frauen und Mädchen vielfach benachteiligt

Im WHO-Bericht wird zudem kritisiert, dass nur knapp mehr als die Hälfte der Mitgliedsländer der Region konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz und einen Plan zur digitalen Inklusion etabliert hat. Auch fehle es in vielen Ländern an einer offiziellen Stelle zur Kontrolle von mobilen Gesundheits-Apps in Bezug auf Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Schließlich gebe es auch in nur knapp über der Hälfte der Länder in der Europaregion eine dezidierte Strategie für die Nutzung und Analyse von Gesundheitsdaten. Der „Digital health divide“, also die Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen beim Zugang zu technologischen Innovationen im Gesundheitsbereich betrifft nach Ansicht der Autor:innen des Reports vor allem Frauen und Mädchen. Diese Lücke zu schließen sei eines der vordringlichsten Ziele, um das ganze Potenzial der Digitalisierung im Gesundheitsbereich auch tatsächlich heben zu können.