Onkologie III

Im Jahr 2001 wurde Imatinib für die Behandlung der chronisch myeloischen Leukämie (CML) zugelassen und damit erstmals ein sogenanntes zielgerichtetes Medikament für die Tumorbehandlung eingeführt. Imatinib hat die Therapie der CML revolutioniert. Eine Tablette täglich führt bei fast allen Patienten zu einer Normalisierung des Blutbildes und zu einer beinahe normalen Lebenserwartung. Damit wurden ‚alte‘ Therapien, wie Interferon, Hydroxyurea, und allogene Transplantation abgelöst.

Wesentliche Fortschritte auf dem Gebiet der Immuntherapie sind durch die Einführung monoklonaler Antikörper wie z.B. Bevacizumab gelungen. Bevacizumab führt in Kombination mit verschiedenen Chemotherapien zu einer wesentlichen Verbesserung der Therapieergebnisse bei Patienten mit metastasiertem Kolorektal-, Ovarial- und teilweise auch beim Lungen- und Mammakarzinom.

Auch beim multiplen Myelom konnten durch die Einführung von zwei neuen Substanzen, nämlich von Bortezomib und Lenalidomid, die Behandlungsresultate sowohl hinsichtlich Remissionsraten als auch Gesamtüberleben wesentlich verbessert werden.

Beachtliche Verbesserungen wurden durch neue zielgerichtete Therapien beim nichtkleinzelligen Lungenkrebs möglich. Gefitinib und Erlotinib führen bei Patienten mit bestimmten Mutationen im EGFR-Rezeptor zu höheren Remissionsraten und verlängertem Gesamtüberleben im Vergleich zu herkömmlicher Chemotherapie. Für Lungenkrebspatienten mit einer Mutation im ALK-Gen steht seit kurzer Zeit Afatinib als spezifischer Inhibitor zur Verfügung, welches ebenfalls die Erfolge der konventionellen Chemotherapie übertrifft.

Beim metastasierten Melanom stehen mittlerweile der Immunmodulator Ipilimumab und Vemurafenib als Inhibitor eines intrazellulären Schlüsselgens (BRAF) zur Verfügung. Beide führen zu einer Lebensverlängerung.

Mit Sunitinib, Sorafenib, Pazopanib und mTOR-Inhibitoren wurden auch beim metastasierten Nierenkarzinom neue wirksame Therapien eingeführt, wobei Sorafenib auch beim Hepatom wirksam ist.

Die Zukunft

Neue Ergebnisse verdeutlichen, dass die vormals herrschende Ansicht eines monoklonalen Tumorgeschehens über Bord geworfen werden muss. Tumoren sind nicht monoklonal, sondern bestehen schon kurz nach Initiierung aus mehreren Subklonen. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es häufig zum Auftreten neuer Tumorsubklone sowie zum Verschwinden zuvor präsenter Klone. Biopsiert man denselben Tumor an verschiedenen Stellen, so finden sich Subklone mit verschiedenen genetischen Veränderungen. Zur wirksamen Bekämpfung solch heterogener Tumorpopulationen wird man wohl mehrere zielgerichtete Substanzen gleichzeitig einsetzen müssen. In Zukunft werden Tumoren nicht nach ihrer Herkunft (Brustkrebs, Lungenkrebs), sondern nach den zugrunde liegenden genetischen Veränderungen bezeichnet werden.