Selbstmedikation des quälenden Kopfschmerzes

Experten unterscheiden zwischen primärem und sekundärem Kopfschmerz. Für den sekundären Kopfschmerz gibt es eine klare Ursache, wie zum Beispiel eine Verletzung oder eine Erkrankung. Zu den wichtigsten primären Kopfschmerzen zählen die Migräne und der Kopfschmerz vom Spannungstyp. „Da Patienten Schmerzmittel in der Apotheke beziehen, unterstützen wir sie als Apotheker mit unserer Beratungsleistung. Je nachdem, welche Therapie der Patient sonst noch zu sich nimmt, suchen wir in der Apotheke geeignete Präparate aus. Wichtig ist, dass rezeptfreie Schmerzmittel nie als Dauertherapie eingesetzt werden“, berichtet Mag. pharm. Ilona Leitner aus der täglichen Praxis. „Auf Grund positiver Erfahrungen fragen die Betroffenen häufig nach Präparaten mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein. Da sie gut verträglich sind und sehr rasch wirken, können wir diese Substanzen nur empfehlen.“

Es gibt auch Therapieempfehlungen, die das unterstreichen. Die Kopfschmerzgesellschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz empfehlen bei der Kombinationen aus ASS, Paracetamol und Koffein zwei Tabletten von 250–265 mg Acetylsalicylsäure, 200–265 mg Paracetamol und 50–65 mg Koffein als Mittel der ersten Wahl zur Selbstmedikation bei Migräne und Spannungskopfschmerz.
Bei einer Monotherapie mit ASS, Ibuprofen oder Paracetamol lauten die Empfehlungen:

Acetylsalicylsäure: 500 (–1000) mg alle 4–6 Stunden; TMD 3000 mg

Ibuprofen: 200–400 mg alle 4–6 Stunden; TMD 1200 mg

Paracetamol: 500 (–1000) mg alle 4–6 Stunden; Kinder nach Körpergewicht; TMD 4000 mg.

Wiederkehrende Kopfschmerzen abklären lassen

Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und Leiter des Spezialbereiches Kopfschmerz an der Uni-Klinik für Neurologie am AKH Wien, kennt die Situation der Betroffenen gut. Er meint: „Wiederkehrende Kopfschmerzen sind eine ernst zu nehmende Erkrankung, die nicht bagatellisiert werden darf. In der Kopfschmerzambulanz sehen wir besonders schwer betroffene PatientInnen. Im Alltag behandeln allerdings viele Betroffene ihre Kopfschmerzen selbst, und das ist auch zweckmäßig, sofern eine zugrunde liegende Erkrankung ausgeschlossen ist und der Kopfschmerz im Durchschnitt nicht öfter als einmal pro Woche auftritt.“ Prof. Wöber betont, dass die Kopfschmerzen innerhalb von 2 Stunden nach der Medikamenteneinnahme abklingen sollten und gegen das verwendete Medikament keine Gegenanzeigen bestehen dürfen. Zur Kombination von Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein erklärt Wöber: „In einer großen Studie war diese Kombination den Einzelsubstanzen überlegen. Zudem konnte kürzlich gezeigt werden, dass die Dreierkombination auch bei starken Kopfschmerzen wirksam ist.“

 

Klassifizierung des Kopfschmerzes

Spannungskopfschmerz

Spannungskopfschmerz ist der klassische Kopfschmerz, von dem fast jeder einmal betroffen ist. Er äußert sich durch dumpf drückende bzw. ziehende Schmerzen, die meist vom Nacken ausgehen und sich auf den ganzen Kopf erstrecken können. Alltagsaktivitäten rufen keine Verschlechterung hervor. Die häufigste Ursache für den Spannungskopfschmerz sind muskuläre Verspannungen der Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur.

Migräne

Charakteristisch für Migräne ist ein einseitiger, mäßiger bis starker Kopfschmerz, der zwischen 4 und 72 Stunden anhalten kann. Der Schmerz ist pochend pulsierend und verstärkt sich durch normale körperliche Aktivitäten. Häufig ist er von Übelkeit und Erbrechen begleitet sowie von einer Überempfindlichkeit gegen Licht, Lärm und Gerüche. Zu den häufigsten auslösenden Faktoren zählen Stress, Wetterumschwung, körperliche Anstrengung, unregelmäßiger Schlaf sowie hormonelle Verschiebungen während des Menstruationszyklus.

Kopfschmerz vom Cluster-Typ

Diese Kopfschmerzform kommt eher selten vor, betroffen sind in erster Linie jüngere Männer. Charakteristisch sind einseitige schwere Attacken mit schneidenden, bohrenden, brennenden Schmerzen im vorderen oberen Quadranten des Kopfes. Eine Attacke kann zwischen 15 Minuten und 3 Stunden dauern. Die Schmerzen treten immer zur gleichen Tageszeit auf. Häufig nach dem Einschlafen oder in den frühen Morgenstunden.

Medikamenteninduzierter Kopfschmerz

Wer zu oft Tabletten gegen Kopfschmerzen schluckt, kann genau deswegen noch mehr Schmerzen bekommen. Hilfreich zur Ursachenfindung und Karenz des Auslösers ist das Führen eines Kopfschmerzkalenders, in dem alle vor dem Auftreten der Attacke eingenommenen Medikamente aufgelistet werden.

Begleitkopfschmerz (sekundärer Kopfschmerz)

Kopfschmerz kann als Symptom zahlreicher Erkrankungen auftreten: Grippale Infekte zählen ebenso dazu wie Bluthochdruck, Zahnerkrankungen, Verletzungen bis hin zu schweren Infektionen wie Gehirnhautentzündung oder Gehirntumor.