Von Juckreiz bis Gefäßprolaps – Apotheker und Proktologe sind gefordert

Fälschlicherweise werden Hämorrhoiden selbst schon als Krankheit bezeichnet. Ein Trugschluss, denn sie dienen als Feinverschluss des Analkanals. Zieht sich der Schließmuskel zusammen, sind die Hämorrhoiden prall mit Blut gefüllt und schließen den Kanal flüssigkeits- und gasdicht ab. Erst wenn dieser Schwellkörper hyperplasiert und das verankernde Bindegewebe geschädigt wird, treten hämorrhoidale Beschwerden auf. Begünstigt wird das Leiden dann besonders durch eine angeborene Bindegewebsschwäche; ein Konnex zwischen Krampfadern und Hämorrhoidenbeschwerden lässt sich daher leicht herstellen.

Blutspuren am Papier

Hellrote Blutspuren auf der Stuhloberfläche oder am Toilettenpapier sind meist ein klares Zeichen für eine frische Blutungsquelle im Analkanal. Verletzte Hämorrhoiden oder Analfissuren sind in der Regel die Verursacher. Die Betroffenen sind durch die Blutspuren aber oft sehr verunsichert. Gefährlich wird es jedoch erst, wenn das Blut dunkelrot, also bereits geronnen ist, denn dann entstammt es höheren Darmabschnitten. Ein Arztbesuch ist in diesem Fall dringend anzuraten.

Klassische OTC-Wirkstoffe

Häufig in Proktologika zu finden sind Lokalanästhetika, die eine Reizweiterleitung verhindern und so gegen Schmerzen und Juckreiz helfen können. Auf der pflanzlichen Seite werden v.a. gerbstoffhaltige Drogenauszüge aus Eichenrinde oder Zaubernuss eingesetzt. Sie wirken adstringierend und führen dadurch zu einer Verdichtung der Schleimhäute, wodurch quasi ein Schutzfilm ausgebildet wird. Ganz ähnlich wirkt der Polysaccharidkomplex aus der Aloe barbadensis: die negativ geladenen Polysaccharidmoleküle ummanteln die pathogenen Bakterien der Faeces, unterbinden somit die Adhäsion an die Zelloberfläche der Schleimhaut und verhindern dadurch eine lokale Reizung.

Gel, Salbe oder Zäpfchen?

Für die Wirkung der Arzneistoffe ist natürlich die Darreichungsform von ausschlaggebender Bedeutung. Die Einteilung: Zäpfchen für innere und Gel bzw. Salbe für äußere Hämorrhoiden ist mittlerweile veraltet. Generell können Gele und Salben in der Applikation d urch den Reflex der Ringmuskeln sehr schnell an den Hämorrhoiden vorbei durch den Analkanal gedrückt werden. Die Wirkstoffe gelangen somit gar nicht an ihren Einsatzort. Gele und Salben können hingegen mit Hilfe eines Applikators gezielt aufgetragen werden. Und noch ein Vorteil für den Patienten, Gele fetten nicht und machen daher keine Flecken und kühlen ohne zusätzliche, manchmal brennende, Wirkstoffe.