Sicherheit kennt keine Kompromisse

Die Umsetzung der Einkaufsziele der NÖ Landeskliniken-Holding erfolgt in enger Abstimmung mit den betroffenen Fachbereichen wie Medizin, Pflege, Pharmazie, Hygiene oder Technik, um einerseits ein hohes Qualitätsniveau, Patienten- und Mitarbeitersicherheit sowie Versorgungssicherheit für die NÖ Landeskliniken zu gewährleisten. Andererseits werden Ökonomie und Ökologie in Einklang gebracht. Gemeinsame Abstimmungen und Entscheidungsfindungen mit den bereichsübergreifenden, landesweiten Fachgruppen fördern den kooperativen Arbeitsstil im Zukauf und die Akzeptanz der Entscheidungen.

Die NÖ Landeskliniken-Holding arbeitet daher nur mit Lieferanten zusammen, die wettbewerbsfähig anbieten, an höchsten Qualitätsstandards und bestmöglicher Erfüllung von Patientenwünschen orientiert sind. Wie unter diesen Prämissen die Umsetzung der EU-Nadelstichverordnung gelingt, erklärt Andrea Krug, Facheinkäuferin und Fachgruppenkoordinatorin in der NÖ Landeskliniken-Holding.

Wie stellen Sie sich in der Beschaffung auf die NadelstichVO ein?

Für sichere Rahmenbedingungen im täglichen Umgang mit Medizinprodukten zu sorgen bzw. diese für Anwender und Patienten zu schaffen, ist im zentralen Einkauf der NÖ Landeskliniken-Holding schon immer ein Gebot der ersten Stunde. In der Patienten- und Mitarbeitersicherheit gibt es keine Kompromisse. Qualität und Sicherheit stehen über allem Handeln und werden mit allen verantwortlichen Fachbereichen, wie zum Beispiel der Arbeitsmedizin, Hygiene, Medizin, Pflege oder den Sicherheitsbeauftragten abgehandelt. Das heißt, auch die Beschaffung von Sicherheitsprodukten, welche die NadelstichVO vorsieht, ist seit geraumer Zeit für den zentralen Einkauf der NÖ Landeskliniken-Holding bei diversen Einkaufsaktivitäten ein vorrangiges Ziel. Bereits im Jahr 2011 wurde eine Fachgruppe mit Experten aus den NÖ Landeskliniken ins Leben gerufen, die sich intensiv mit den Themen der Nadelstichverordnung beschäftigt.

Wonach wählen Sie die erforderlichen Sicherheitsprodukte aus?

Anwender aus den NÖ Landeskliniken definieren in der Fachgruppe, welche Produktgruppen dafür bestimmt sind bzw. wie durch den Einsatz von Produkten mit integrierten Sicherheitsmechanismen Expositionen vermieden werden können. Dabei ist auch festzuhalten, dass nicht jede Nadel oder jedes schneidende Medizinprodukt durch ein „Sicherheitsprodukt“ ersetzt werden kann. 
Wie wählen Sie aus der Vielfalt der Sicherheitsprodukte aus? 
In enger Abstimmung mit den in der Fachgruppe vertretenen Anwendern erfolgt eine neutrale und objektive Definition der Qualitätsanforderungen. Die Bewertung der Produkte erfolgt ebenso in der Fachgruppe nach kommerziellen und objektiven, qualitativen Gesichtspunkten.

Werden die Produkte getestet?

Die Produkttestung muss differenziert betrachtet werden. In der Handhabung bestimmter Kanülen besteht kein Unterschied zu herkömmlichen Kanülen, sodass eine Umschulung bzw. eine Teststellung auf die Sicherheitsprodukte nicht unbedingt notwendig ist. Des Weiteren sind bereits seit 2010 Sicherheitsprodukte in den NÖ Landeskliniken im Einsatz und daher von der Handhabung bekannt. 
Die NÖ Landeskliniken-Holding strebt eine zeitnahe und flächendeckende Umstellung auf Sicherheitsprodukte an und organisierte dazu bereits ausgewählte Teststellungen über rund drei Monate. Diese Testphase dient dazu, die letzten Details, Handhabungen etc. im praktischen Einsatz abzuklären.

Wer ist an der Entscheidungsfindung (zur Auswahl) beteiligt?

Wie bereits mehrmals erwähnt, werden die wesentlichen Einkaufsentscheidungen in Niederösterreich immer unter Einbindung der Fachexperten getroffen. Die Fachgruppen im zentralen Einkauf der NÖ Landeskliniken-Holding sind der Niederösterreichische Weg für mehr Qualität, Effizienz und Transparenz im Einkauf. Die Produktentscheidung wird daher von jenen Berufsgruppen bzw. Fachexperten getroffen, welche auch maßgeblichen Einfluss auf die Produktverwendung haben. D.h. es werden gezielt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angesprochen, welche mit der betroffenen Warengruppe in ihrem täglichen Umfeld in enger Verbindung stehen und mit ihrem Wissen und ihrem Knowhow ihren Beitrag zu einem qualitativ hochwertigen Gesundheitssystem leisten können. In der Fachgruppe der Sicherheitsprodukte sind z.B. Vertreter aus der Medizin, Pflege, Arbeitsmedizin, Sicherheitsbeauftragte, Hygiene sowie aus der Pflegerischen Qualitätssicherung aus praktisch allen Landeskliniken mit an Bord.

Bedeutet die Einführung der VO jetzt für Sie besonders große Umstellungen oder waren auch vorher Sicherheitsprodukte im Einsatz?

Den Anwendern werden bereits seit 2010 Sicherheitsprodukte zur Verfügung gestellt und die Umstellung wird in Niederösterreich nicht das große Problem darstellen, da wir uns bereits in der Umstellungsphase befinden. Die Befürchtung liegt eher darin, dass ab dem Stichtag, 11. Mai 2013, ein Lieferengpass entstehen könnte. Nach vielen geführten Gesprächen mit unseren Geschäftspartnern wird dies auch angedeutet bzw. konnte bisher eine 100%ige Lieferfähigkeit nicht zugesichert werden.

Gibt es überhaupt entsprechende Produkte für alle Bereiche oder sehen Sie Lücken im Angebot?

Gute Frage! Leider konnten wir trotz intensiver Bemühungen von der Industrie keine befriedigenden Aussagen bekommen. Gewünscht wäre eine Positiv- oder Negativliste. Expositionsvermeidung ist natürlich in allen Bereichen – überall dort, wo es auch technisch möglich und sinnvoll ist – sicherzustellen. Laut Expertenmeinung ist es aber aus technischer Sicht gar nicht möglich, alle scharfen oder spitzen medizinischen Instrumente, die schneiden oder stechen können, mit integrierten Sicherheitsmechanismen auszurüsten. Das heißt, ein gewisses Restrisiko beim Hantieren mit spitzen bzw. scharfen Gegenständen wird wohl nie auszuschließen sein.

Kommen durch die Umstellung jetzt höhere Kosten auf Sie zu?

Ja! Einige Sicherheitsprodukte haben derzeit noch einen bis zu 50 % höheren Einkaufspreis als die konventionellen, derzeit in Verwendung stehenden Medizinprodukte. Hier ist sicherlich die Industrie noch gefordert, entsprechende Preisanpassungen durchzuführen. Der stetige medizinische und technische Fortschritt oder, wie in diesem Fall, gesetzliche Vorgaben verursachen natürlich Kostensteigerungen, die die Gesundheitsanbieter auf dem Gebiet der stationären Akutversorgung besonders treffen.