Erfahrungen aus der Akutbegutachtungsambulanz (ABA)

Easy access rheumatology clinic – experiences from the “Akutbegutachtungsambulanz” (ABA)

M. Gärtner, J. P. Fabrizii, E. Koban, L. P. Machold, J. S. Smolen, K. P. Machold
Department of Rheumatology, Medical University Vienna, Austria

EULAR 2011, Abstract Nr. FRI0246

In den letzten Jahren ist klar geworden, dass eine rasche Diagnostik und der möglichst frühe Einsatz adäquater Therapiemaßnahmen zu den wichtigsten die Prognose verbessernden Faktoren bei PatientInnen mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen zählen. Um die ehemals sehr lange Wartezeit auf fachärztliche Betreuung für PatientInnen mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zu verkürzen, haben wir 2007 eine Akutbegutachtungsambulanz (ABA) etabliert.

Aufbau der Akutbegutachtungsambulanz

In der ABA stellt ein erfahrener Rheumatologe anhand von Anamnese, Status und etwaigen Vorbefunden eine vorläufige Verdachtsdiagnose. Anhand dieser wird über das weitere Procedere entschieden: PatientInnen, die als entzündlich-rheumatisch kategorisiert werden (wie zum Beispiel PatientInnen mit rheumatoider Arthritis, Spondylarthropathien oder Kollagenosen), werden ohne weitere Verzögerungen (meist noch am selben Tag) an unserer Ambulanz weiter abgeklärt und/oder behandelt. PatientInnen, die in der ABA nicht als entzündlich-rheumatisch eingestuft werden (vornehmlich PatientInnen mit Verdacht auf Arthrosen, diverse chronische Schmerzsyndrome oder andere, vorwiegend degenerative Erkrankungen), werden mit Therapieempfehlung zurück in den niedergelassenen Bereich entlassen.
Der Zugang zur ABA ist administrativ praktisch barrierefrei: PatientInnen können sowohl vom Hausarzt als auch vom Facharzt zugewiesen werden bzw. werden auch ganz ohne Zuweisung in der Ambulanz erstuntersucht.
Durch dieses Vorgehen konnte die Wartezeit auf einen Facharzttermin von über 5 Monaten im Jahr 2007 auf maximal 1 Woche im Jahr 2010 verkürzt werden.

Datenerfassung

Bei der Erstbegutachtung werden Symptomdauer, Schmerzintensität (100 mm visuelle Analogskala) und Verdachtsdiagnose erfasst. Für das Follow-up nach 6-12 Monaten wurden diese Daten aus den PatientInnenakten entnommen bzw. bei jenen PatientInnen, welche entweder nicht zu einer weiteren Behandlung in unserer Ambulanz zugewiesen wurden oder entgegen der initialen Empfehlung nicht zu weiterer Diagnostik und Therapie an die Klinik kommen wollten, mittels Telefoninterview erhoben. Es wurden alle PatientInnen eingeschlossen, die im Zeitraum von Februar bis Dezember 2009 in der ABA untersucht worden waren.
Zur Erleichterung der Datenerfassung wurden die PatientInnen anhand ihrer Diagnosen in die folgenden Kategorien unterteilt: rheumatoide Arthritis (RA), seronegative Spondylarthropathien (SPA), Kollagenosen (CTD), Fibromyalgie Syndrom/Central Sensitivity Syndrome (FMS/CSS), Osteoarthritis (OA), “andere entzündliche” und “andere nichtentzündliche” Erkrankungen.

Ergebnisse

Wie aus früheren Arbeiten erwartet, zeigte die genauere Analyse der Geschlechtsverteilung, dass tendenziell mehr Frauen an einer RA bzw. mehr Männer an einer SPA leiden. In Summe bestand unser Patientenkollektiv zu zwei Dritteln aus Frauen und einem Drittel aus Männern.

Latenzzeit bis Diagnosefindung: Wie bereits eingangs erwähnt, ist die Latenzzeit von Beginn der Symptomatik bis zum Start einer adäquaten Therapie ein wichtiger prognostischer Faktor, vor allem bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Anhand dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die “Duration of Symptoms” (DOS) vor Erstvorstellung in der ABA, bei PatientInnen, die als entzündlich rheumatisch kategorisiert wurden, signifikant kürzer war als bei jenen, die zum Beispiel an chronischen Schmerzsyndromen oder Arthrosen leiden. Die Abbildung zeigt die Verteilung der primären Verdachtsdiagnosen bei PatientInnen mit einer DOS von unter bzw. über 3 Monaten. Es ist jedoch bemerkenswert, dass trotz des erleichterten Zugangs nur 21,5% der PatientInnen eine DOS von unter 3 Monaten angegeben haben.

Schmerzreduktion: Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass über 75% der in der ABA gestellten Verdachtsdiagnosen bei PatientInnen, die unter einer entzündlich-rheumatologischen Erkrankung leiden und weiter an unserer Klinik in Behandlung sind, bestätigt werden konnten. Wir konnten zeigen, dass es bei PatientInnen, die weiter bei uns behandelt wurden, durch den raschen Einsatz etablierter Therapiemaßnahmen zu einer deutlichen Reduktion des Schmerzes nach 6-12 Monaten gekommen ist. Bei all jenen PatientInnen, welche, wenn überhaupt, extern in Betreuung waren, ist es kaum zu einer Verbesserung des angegebenen Schmerzes gekommen.

Resümee

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ABA eine effiziente, kostengünstige und rasche Screening-Möglichkeit für PatientInnen mit Verdacht auf eine rheumatologische Erkrankung darstellt. Es konnte sowohl die Latenzzeit bis zur Diagnosefindung signifikant verkürzt als auch das subjektive Schmerzniveau dank rascher und effizienter Therapie massiv vermindert werden.