Fahrplan: Mammographie-Screening – Was lange währt, wird endlich gut?

Nach langjährigem Tauziehen wurde die Einführung eines – europaweit bemerkenswerten – Mammographie-Screenings beschlossen. Der Zeitplan der Umsetzung ist ambitioniert: Das Programm soll bereits nächstes Jahr am 31. 3. starten. Allerdings muss die konkrete Umsetzung erst erarbeitet werden. Noch sind viele Fragen offen …

„An der Einführung eines systematischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms in Österreich wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet“, so eine Presseaussendung des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger. Endlich war vergangenes Jahr nach langjähriger Planung, Verhandlung und Tauziehen eine Einigung erzielt worden: Am 25. November 2011 konnte die Implementierung eines Mammographie-Screenings von der Bundesgesundheitskommission, in der Bund, Länder, Sozialversicherung und Ärztekammer vertreten sind, beschlossen werden. Mit der Organisation der österreichweiten Umsetzung wurde das Competence Center Integrierte Versorgung der österreichischen Sozialversicherung beauftragt. Mag. Karin Eger leitet das Projekt. Die ersten Frauen sollen bereits im März 2013 eingeladen werden. SPECTRUM ONKOLOGIE sprach mit Mag. Eger über die Eckdaten des Programmes und den ambitionierten Zeitplan.

Viele Aufgaben für ein knappes Jahr

Fest stehen die inhaltlichen Eckpfeiler (auf diese soll hier nicht näher eingegangen werden – siehe Beitrag Prof. Helbich), die Implementierung erfolgt auf Basis des Umsetzungskonzeptes, welches von der Bundesgesundheitskommission Ende vergangenen Jahres beschlossen wurde, so Eger. Jetzt geht es daran, die vielen Detailkonzepte für die konkrete Umsetzung zu erarbeiten und österreichweit abzustimmen. Diese Arbeit erfolgt in einzelnen interdisziplinären Arbeits-/Expertengruppen. So muss beispielsweise allein im vielleicht auf den ersten Blick trivial anmutenden Bereich des Einladungsmanagements die ganze Logistik, wie 1,4 Millionen Frauen innerhalb von 2 Jahren am besten einzuladen sind, z. B. nach einem Zufallsprinzip oder sortiert nach dem Geburtsjahr, entwickelt werden. Andere Arbeitsgruppen wiederum beschäftigen sich mit den Inhalten der Schulungsmaßnahmen, der Implementierung der technischen Qualitätssicherung, der inhaltlichen und grafischen Aufbereitung der Informationsmaterialien für die Zielgruppe, dem Datenmanagement, d. h. was ist wie und wo zu dokumentieren und der Evaluierung. Eine eigens für das Programm eingerichtete Expertenkommission definiert die Kriterien der Fallsammlungsprüfung, deren Absolvieren neben der Mindestfrequenz von 2.000 Fällen pro Jahr für Radiologen Voraussetzung zur Teilnahme am Programm ist.

Kritischer Faktor: Spitals-IT

Die Liste ist jedenfalls lang – und ambitioniert. Ob sich all das in einem knappen Jahr umsetzen lassen wird, wenn allein die inhaltliche Einigung schon einige Jahre gedauert hat? „Screening ist nicht ganz unumstritten. Letztendlich haben sich aber alle Entscheidungsträger zur Einführung eines organisierten Screening durchgerungen “, erläutert Eger. „Ziel wäre, am 31. 3. die ersten Einladungen auszuschicken“, wählt sie dennoch den Konjunktiv. Warum? „Man muss realistisch bleiben, es sind viele unterschiedliche Stakeholder von der Einführung betroffen, auf die wir keinen unmittelbaren Einfluss haben.“ Als kritischen Faktor sieht sie vor allem die Dokumentation im Krankenhaus – in technischer Hinsicht, weil die Spitäler mit unterschiedlichen IT-Systemen arbeiten und nun flächendeckend nach einheitlichen Vorgaben zu dokumentieren ist, um eine vollständige Evaluierung nach den EU-Vorgaben sicherstellen zu können. Die Datenblätter sind zwar inhaltlich schon definiert, die Herausforderung liegt jedoch in der technischen Umsetzung und Implementierung in den unterschiedlichen IT-Systemen aller (!) Spitäler.

Nächster Schritt: Finanzierung des Regelbetriebs

Die Implementierungskosten des Programms werden aus Mitteln der Bundesgesundheitskommission getragen. Derzeit in Klärung befindet sich die Finanzierung des laufenden Betriebs. Diskutiert wird, inwieweit es zu einer Kostenbeteiligung des Bundes und der Länder kommt. Eger erläutert: „Erklärtes Ziel des Programms ist es, dass Frauen zwischen 45 und 69 Jahren regelmäßig alle 24 Monate eine Mammographie in Anspruch nehmen. Gerade in diesem Alter gehen die Frauen in Österreich derzeit viel zu selten und zu unregelmäßig zur Brustkrebs-Früherkennung. Mit dem Einladungssystem sollen die Frauen gezielter angesprochen und die Teilnahmequote gesteigert werden. Bis zum Programmstart im nächsten Jahr ist noch sehr viel zu tun. Der Zeitplan ist herausfordernd – dessen Umsetzung wird aber energisch vorangetrieben.“