Hypertonie – Highlights Tag 4

Prof. Dr. Jutta Bergler-Klein, FESC

Neue ESC-Guidelines 2018: Management kardiovaskulärer Erkrankungen während der Schwangerschaft

Cifkova R et al., Prag, CZE, Abstract # 4027

In 5-10 % der Schwangerschaften tritt Hypertonie auf. Definition: sitzend, systolisch ≥ 140 und/oder diastolisch ≥ 90 mmHg, schwere Hypertonie ≥ 160/110. Die Diagnose durch 24 h-Blutdruckmessung ist den Einzelmessungen überlegen. Proteinurie-Bestimmung soll zu Schwangerschafts-Beginn (Ausschluss Nierenerkrankung) und in der 2. Hälfte (Präeklampsie-Screening) erfolgen. Klassifikationen sind: vorbestehende Hypertonie (bzw. Entwicklung bis zur 20.Woche); Gestationshypertonie (schwangerschaftsinduziert, ab 20. Woche, Präeklampsie mit Proteinurie (≥ 0,3 g/24 h; ≥ 30 mg/mmol Albumin/Kreatinin), Mischformen (vorbestehende und zusätzlich schwangerschaftsinduziert mit Proteinurie). Therapie: Präventiv wird bei hohem bis mittlerem Risiko für Präeklampsie Aspirin 100-150 mg/Tag empfohlen ab 12.-36./37. Woche (Klasse IA). Ab RR Werten ≥ 170/110 ist die stationäre Behandlung indiziert. Initiiert werden soll eine medikamentöse Therapie generell ab ständigen RR Werten ≥ 150/95, (≥ 140/90 bei Gestationshypertonie); (IC). Streng kontraindiziert sind ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor Blocker (ARB), direkte Renininhibitoren aufgrund von fetalen und neonatalen Schäden. Diuretika sollen vermieden werden. Methyldopa (IB), Labetalol und Calcium-Antagonisten werden empfohlen (IC). Beta-Blocker sind weniger effektiv und können fetale Bradykardie, Wachstumsretardierung und Hypoglykämie auslösen. Bei Präeklampsie und Lungenödem soll Nitroglycerin i.v. infundiert werden (IC). Hydralazin wird nicht mehr empfohlen, ist aber ein Reservemedikament. Urapidil kann i. v. überlegt werden. Präeklampsie und Gestationshypertonie erhöhen das zukünftige mütterliche Risiko für späteren Insult oder ischämische Herzerkrankungen. Bedeutung für die Praxis: Ab RR ≥ 150/95 medikamentös behandeln mit Methyldopa, Labetalol oder Calcium Antagonisten. Streng kontraindiziert sind ACE-Hemmer, ARB oder direkte Renininhibitoren.

Liste sicherer Medikamente unter www.safefetus.com und unter www.escardio.org/guidelines
https://academic.oup.com/eurheartj/advance-article/doi/10.1093/eurheartj/ehy340/5078465# Table 7