Koronare Herzkrankheit – Highlights Tag 1

Dr. Thomas Hofbauer

CLARIFY-Register: First-line antiischämische Therapie bei stabiler KHK

Sorbets E et al., London, GB

Beta-Blocker (bB) und Calcium-Antagonisten (CCB) werden in der stabilen KHK eingesetzt, obwohl ein Überlebensvorteil nur begrenzt belegt ist. Das CLARIFY-Register (ProspeCtive observational LongitudinAl RegIstry oF patients with stable coronary arterY disease) untersuchte den Einfluss von bB und CCB (jeweils n~22.000) auf Überleben. Bei Therapiebeginn im ersten Jahr nach Myokardinfarkt senkten bB (allerdings nicht CCB) sowohl all-cause als auch kardiovaskuläre Mortalität. Bei späterem Beginn bewirkten weder bB noch CCB einen Überlebensvorteil. Bedeutung für die Praxis: Im ersten Jahr nach Myokardinfarkt sollten vorzugsweise bB eingesetzt werden, um die Prognose zu verbessern.

 

Dr. Andreas Kammerlander, PhD

PROTECTION-VI: Reduktion der Strahlendosis bei Koronar-CT

Hausleiter J et al., DE

In der PROTECTION VI-Studie wurden Daten von über 4.000 Patienten in etwa 70 Zentren weltweit untersucht, die einer Koronar-Computertomographie (CT) unterzogen wurden. Die Autoren verglichen die durchschnittliche Strahlendosis pro Koronar-CT im aktuellen Studienzeitraum (2017) mit jenen Werten von vor 10 Jahren. Durch technische Verbesserungen, die eine bessere Beurteilung erlauben, konnte in den letzten zehn Jahren auch die Strahlenbelastung pro Koronar-CT um 78 % reduziert werden. Bedeutung für die Praxis: Die Koronar-CT gewinnt klinisch bei bestimmten Patientengruppen zunehmend an Bedeutung. Die dafür in Kauf zunehmende Strahlendosis konnte in den letzten zehn Jahren drastisch gesenkt werden.

Prof. Dr. Klaus Distelmaier, PhD

CULPRIT-SHOCK: Culprit Lesion Only-PCI vs. Mehrgefäß-PCI bei kardiogenem Schock

Thiele H et al., DE, Abstract # 78

Hier wurden bei Patienten mit kardiogenem Schock und Mehrgefäßerkrankung zwei Therapieoptionen – die direkte Mehrgefäß-PCI versus culprit lesion only-PCI ¬¬– verglichen. Während nach 30-Tagen der Endpunkt Tod in der culprit lesion only PCI-Gruppe signifikant niedriger war (45,9 % vs. 55,4 %), zeigte sich nach 1 Jahr kein anhaltender Überlebensvorteil. Die Re-Hospitalisierungsrate für Herzinsuffizienz bei Patienten mit culprit lesion only-PCI war im Verlauf sogar signifikant häufiger (5,2 % vs. 1,2 %). Bedeutung für die Praxis: Basierend auf den 30-Tage-Ergebnissen dieser Studie erfolgte eine Änderung der europäischen Leitlinien zur PCI im kardiogenen Schock, insofern, dass bei diesen Patienten derzeit von einer kompletten Revaskularisierung im Sinne einer Mehrgefäß-PCI abgesehen werden sollte, was nun im Licht der 1-Jahres-Ergebnisse neu beleuchtet wird.