Prävention und Lipidmanagement – Highlights Tag 2

Dr. Thomas Hofbauer

Carotisendarterektomie verbessert Langzeitüberleben bei asymptomatischer Carotisstenose

Bulbulia R et al., Oxford, GB, Abstract # 1329

ACST-1 randomisierte 1993-2003 Patienten mit asymptomatischer Carotisstenose zu entweder sofortiger oder verzögerter Carotisendarterektomie (CEA) und konnte dabei einen Benefit der sofortigen CEA zeigen. In einer aktuellen Analyse war auch noch 15 Jahre nach Randomisierung die sofortige CEA überlegen (HR 0,72, 95 % CI 0,60-0,86, p < 0,001). Dieser Effekt bestand auch für jene Patienten, die neben anti-thrombotischer und -hypertensiver Therapie zusätzlich Statine, die zu Beginn der Studie erst Eingang in die Praxis fanden, erhielten. Bedeutung für die Praxis: Sogar bei Patienten, die mit Dreifachtherapie behandelt werden, bringt die sofortige CEA für asymptomatische Carotisstenose einen lange anhaltenden, signifikanten Überlebensvorteil mit sich.

 

Dr. Andreas Mangold, PhD

ARRIVE – Aspirin zur Risikoreduktion initialer vaskulärer Events

Gaziano JM et al., Boston, USA, Abstract # 2072

Die ARRIVE-Studie testete 100 mg Aspirin gegen Placebo bei über 12.000 Patienten mit einem mittleren Risiko für kardiovaskuläre Events über 6 Jahre. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Allerdings waren die dokumentierten Events deutlich geringer als die prognostizierten (rund 8 vs. 14 %), und die Therapieadhärenz war mit unter 60 % sehr gering. In der per protocol Subanalyse zeigte sich eine deutliche Reduktion von Myokardinfarkten, nicht jedoch von Schlaganfällen. Bedeutung für die Praxis: Diese Studie zeigt vor allem die Schwierigkeiten auf, mit denen solch große Untersuchungen konfrontiert sind. Interessant werden deshalb die Daten der ASCEND-Studie sein, in der Aspirin zur primären Prävention bei über 15.000 Patienten mit Diabetes getestet wurde.

 

Dr. Konstantin Krychtiuk, PhD

SCOT-HEART: Koronare CT-Angiographie und 5-Jahres Risiko für Myokardinfarkt

Newby D., Edinburgh, UK, Abstract # 443

In der SCOT-HEART Studie wurden 4.146 Patienten mit stabiler Angina Pectoris Symptomatik zu Routine-Behandlung oder Routine-Behandlung und koronarer CT-Angiographie randomisiert und für insgesamt 5 Jahre hinsichtlich dem primären Endpunkt, bestehend aus Tod durch KHK oder nicht-tödlichem Myokardinfarkt, nachverfolgt. Dieser Endpunkt wurde interessanterweise in der CT-Gruppe von weniger Patienten erreicht (2,3 % vs. 3,9 %). Die Rate an Koronarangiographien war zu Studienbeginn in der CT-Gruppe höher, über die 5 Jahre Beobachtungszeit jedoch gleich. Ausschlaggebend für den beobachteten Outcome-Unterschied könnte die frühe Initiierung einer medikamentös präventiven Therapie in der CT-Gruppe gewesen sein.

 

Prof. Dr. Walter Speidl

ASCEND – Die Effekte von Aspirin versus Placebo bei 15.480 Patienten mit Diabetes

Armitage J, Oxford, UK, Abstract # 2315

Aspirin ist Standardtherapie in der Sekundärprävention, für Diabetiker ohne kardiovaskuläre Erkrankungen wird es jedoch derzeit von den europäischen Guidelines nicht empfohlen. Die ASCEND-Studie randomisierte 15.480 Patienten mit Diabetes ohne kardiovaskuläre Erkrankung zu 100 mg Aspirin oder Placebo. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Myokardinfarkt, Insult und kardiovaskulärem Tod und das Follow-up betrug 7,4 Jahre. Aspirin reduzierte den primären Endpunkt um 12 % (HR 0,88, 95 % CI 0,79-97, p = 0.01) mit einer „number needed to treat“ von 91, führte jedoch zu einer 29 % höheren Rate an schweren Blutungen (HR 1,29; 95 % CI 1,09-1,52; p = 0,003) mit einer „number needed to harm“ von 111. Klinische Bedeutung: Da die Therapie mit Aspirin in Diabetikern ohne kardiovaskuläre Erkrankung zwar kardiovaskuläre Ereignisse reduziert, aber ähnlich viele schwere Blutungen induziert, muss weiterhin das persönliche kardiovaskuläre Risiko des Patienten beachtet werden und Aspirin kann nicht zur Standardtherapie in Diabetikern werden.