Interventionelle Kardiologie – Highlights Tag 5

Dr. Christian Nitsche

Prävalenz und Einfluss von Prosthesis-patient mismatch nach TAVI

Schofer N et al., Hamburg, DE, Abstract # P6031

Prosthesis-patient mismatch (PPM) ist ein bekannter Prognose-bestimmender Faktor nach chirurgischem Aortenklappenersatz (AKE). Nach transkatheter-gestütztem Klappenersatz (TAVI) tritt das Problem eines PPM wesentlich seltener auf, als nach chirurgischem AKE. Schofer et al. konnten in einer retrospektiven Analyse ihres TAVI-Registers an 1.296 Fällen zeigen, dass PPM jedoch auch in diesem Patientenkollektiv eine wesentliche Rolle spielt und das Outcome der Patienten determiniert. Das Auftreten von PPM war abhängig vom implantierten Klappentyp und trat am häufigsten bei selbstexpandierbaren segelfixierten und am seltensten bei selbstexpandierbaren supraannulären Klappen auf. Patienten mit reduzierter Linksventrikelfunktion (EF < 40 %) waren nach einem Follow-up von 2 Jahren signifikant häufiger verstorben, wenn sie gleichzeitig ein PPM aufwiesen. Bedeutung für die Klinik: Obwohl transkatheter-gestützte Verfahren seltener mit PPM behaftet sind als der chirurgische AKE, bestimmt PPM bei Patienten mit schlechter LVF dennoch die Prognose mit. In diesem Patientenkollektiv sollte die Wahl des TAVI-Klappentyps a priori gut durchdacht werden.

Prof. Dr. Jolanta Siller-Matula

LRT: TAVI für Patienten mit schwerer Aortenstenose und niedrigem Operationsrisiko

Waksman R., Washington, USA, Abstract # 6104

Die rezenten ESC-Guidelines empfehlen einen transfemoralen Aortenklappenersatz (TAVI) bei Patienten mit zumindest einem moderaten operativen Mortalitätsrisiko (STS > 4 %). Die LRT-Studie untersuchte den Einsatz von TAVI in 200 Patienten mit niedrigem perioperativem Mortalitätsrisiko (STS Score < 3 %) im Vergleich zu einem konventionellen Klappenersatz (n = 686). Die Studie zeigte eindeutig, dass TAVI besonders im Niedrig-Risiko-Kollektiv (Durchschnittsalter 71 Jahre) sicher ist: die Überlebensrate betrug 100 % bei einer Schlaganfallrate von 0 % im Beobachtungszeitraum von 30 Tagen. Interessant erscheint auch die Beobachtung, dass nur 3 % der Patienten in der TAVI-Kohorte ein Vorhofflimmern entwickelten, im Vergleich zu 40 % in der Gruppe nach dem konventionellen Aortenklappenersatz. Die Hospitalisierung war kürzer und betrug nur 2 Tage post-TAVI. Bedeutung für die Praxis: Die Studie bestätigt die Ergebnisse des NOTION-Trials und deutet darauf hin, dass TAVI auch bei jüngeren Patienten mit niedrigem Operationsrisiko sicher eingesetzt werden kann und zukünftig erwogen werden könnte.

Prof. Dr. Günter Klappacher, PhD

Highlights: Akutes Koronarsyndrom

Capodanno D et al., Catania, IT, Abstract # 6676

Zwei ausgewählte Highlights, welche die aktuell standardisierte Vorgehensweise bei Infarktpatienten bestätigen. (1) Sehr frühzeitige PCI bei NSTEMI-ACS (bis zu 12 Stunden nach Symptombeginn) verbessert nicht das 5-Jahres-Outcome, außer bei Hochrisiko-Patienten mit GRACE-Score von mehr als 140. PCI nach 48-72 h ist also bei einem GRACE-Score von ≤ 140 ausreichend (VERDICT, T. Engstrom, Abstract # 5169). (2) Der radiale Zugangsweg bei STEMI und NSTEMI führt im Vergleich zum femoralen zu einer signifikanten Reduktion von 12-Monats-Ereignissen. Heparin und Bivalirudin sind diesbezüglich äquivalent (MATRIX, M. Valgimigli, Abstract # 74).